Vexed (UK)
"Erfolg und Glück sind die beste Rache"

Interview

Mit ihrem Debütalbum “Culling Culture“ wirbeln VEXED derzeit ordentlich Staub auf. Wir hatten die Gelegenheit, Sängerin Megan Targett ein paar Fragen zu stellen. Durch ihre sehr persönlichen Antworten bietet sie exklusive Einblicke in Songwriting-Prozesse und thematische Hintergründe des Albums. Zum Schluss verrät sie sogar ein einzigartiges Bandritual.

Das Bandleben während der Pandemie

Wie geht es euch zurzeit? Seht ihr euch momentan als Band, um für Konzerte nach der Pandemie zu proben?

Vielen Dank der Nachfrage! Uns geht es ganz gut, aber wie jeder momentan haben wir unsere guten und schlechten Tage. Gerade sind wir aber sehr positiv gestimmt und blicken hoffnungsvoll in die Zukunft. Durch die Covid-Beschränkungen in Großbritannien waren Proben fast unmöglich. Wir hatten es ein- oder zweimal im Laufe des Jahres geschafft, nachdem wir eine Million verschiedener Papiere unterschrieben und uns Genehmigungen von vielen Behörden eingeholt hatten. Den größten Kontakt hatten wir an den Drehtagen unserer Musikvideos. Zum Glück war es viel einfacher, die Erlaubnis dafür zu bekommen und so hatten wir viel Spaß. Die Videodrehs mit unserem Team haben uns die Möglichkeit gegeben, uns für ein oder zwei Tage einfach wieder normal zu fühlen und das war wirklich etwas Besonderes.

“Jeder Song des Albums wurde über eine bestimmte Person geschrieben, die mir auf irgendeine schreckliche Art und Weise Unrecht getan hat“

In eurem Album geht es unter anderem um das Thema “Cancel Culture“. Hast du persönliche Erfahrungen damit gemacht, welche sich in den Songs widerspiegeln?

Das generelle Thema des Albums handelt davon, dass man negative Menschen aus seinem eigenen Leben aussortiert. Obwohl wir uns für den Namen des Albums von der “Cancel Culture“ inspirieren ließen, ist es thematisch eher auf einer persönlichen Ebene angesiedelt. Jeder Song des Albums wurde über eine bestimmte Person geschrieben, die mir auf irgendeine schreckliche Art und Weise Unrecht getan hat, weswegen ich sie aktiv aus meinem Leben entfernt habe. Es ist wirklich leicht, in das Muster zu verfallen, es jedem recht machen oder jedem helfen zu wollen. Das endet meistens damit, dass man verletzt wird. Den eigenen Wert zu erkennen, die Menschen so zu sehen, wie sie wirklich sind und sie aus deinem Leben zu entfernen, egal welche Verbindung sie zu dir haben, ist unglaublich ermächtigend.

Was ist die Botschaft des Albums und hast du einen Lieblingssong?

Die Botschaft des Albums ist es, Gefühle wie Schmerz, Wut und Verrat anzunehmen und sie als Antrieb für den eigenen Erfolg zu nutzen. Negative Gedanken und Gefühle können manchmal so mächtig sein, dass wir sie unsere mentale Gesundheit oder unser Leben ruinieren lassen. Aber anstatt sich vom Schmerz zerstören zu lassen, nutze ich ihn als Motivation, um mich zu verbessern. Erfolg und Glück sind die beste Rache.

Sexismus in der Metal-Szene

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es manchmal sein kann, sich als Frau in der Szene zu beweisen, da Frauen leider immer noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen haben. Kannst du das als Sängerin von VEXED nachvollziehen und hast du negative Erfahrungen damit gemacht?

Sexismus ist in der Musikindustrie und besonders in der Metal-Szene weit verbreitet. Es wird nicht genügend darüber gesprochen, weil es ein Thema ist, über das die Leute einfach nicht reden wollen. Wenn man merkt, dass der Lieblingskünstler vielleicht ein Frauenfeind ist oder der Bandkollege des Freundes ein Missbrauchstäter, wird das mit Ausreden wie „die sind halt Rockstars“ abgetan. Solche Aussagen sind absolut feige und inakzeptabel. Ich bekomme meinen Anteil an Kommentaren und Hatern, die versuchen meine Leistungen aufgrund meines Geschlechts abzuwerten, aber ich ignoriere sie einfach. Ich werde vorurteilsbehafteten Menschen keine Plattform, oder Aufmerksamkeit geben. Ich bin in erster Linie eine Künstlerin und Sängerin und wenn die Leute mich wegen meines Geschlechts hassen wollen, ist das ihr eigenes Problem.

VEXED wagen einen Blick in die Zukunft

Was sind eure Einflüsse als Band? Gibt es Musiker*innen, zu denen ihr aufblickt oder mit denen ihr gerne touren würdet?

Wir lassen uns von einer wahnsinnig großen Bandbreite an Bands und Künstlern inspirieren. Wir hören alle sehr gerne Rap, Grime und Hip-Hop, wobei uns ist klar, dass das in einem Tour-Line-up so definitiv nicht funktionieren würde. Wenn es um härtere Musik geht, hören wir gerne Bands wie THY ART IS MURDER, EMMURE, VEIL OF MAYA und KING 810. Es wäre wirklich ein Traum, diese Bands zu supporten. Das Nonplusultra wäre es jedoch, mit SLIPKNOT zu touren. Als ich aufwuchs hatte die Band hatte einen wirklich positiven Einfluss auf mich und sie war einer der Hauptgründe, warum ich Metal-Sängerin werden wollte. Wer weiß, ob VEXED jemals erfolgreich genug sein werden, um die Aufmerksamkeit einer Band wie SLIPKNOT zu generieren, aber ich darf ja noch träumen.

Wann werdet ihr mit eurem Debütalbum auf Tour gehen?

Sobald es uns möglich ist! Wir können es kaum abwarten, wieder auf Tour zu gehen und Shows zu spielen, aber natürlich ist alles noch unvorhersehbar. Das UK kommt gerade erst aus dem Lockdown und so war das Buchen von Shows ein Alptraum. Wir können noch nicht sagen wann oder wo, aber wir werden mit diesem Album auf Tour gehen, sobald wir können!

Das sind VEXED!

Was ist das Besondere an eurem Sound und wie würdest du ihn beschreiben?

Ich denke, dass wir es geschafft haben, einen Sound zu finden, der sich nicht durch ein oder sogar zwei Genres definieren lässt. Wir schreiben einfach, was wir schreiben möchten und wovon wir denken, dass es gut klingt. Das Ergebnis ist ein Album voller kontrastreicher Tracks und Sounds. Wir wollen uns während des Songwritings nicht einschränken oder in eine Metal-Schublade stecken lassen. Deshalb denke ich, dass sich unsere Musik am besten als unvorhersehbarer Modern Metal beschreiben lässt.

Gibt es eine lustige Bandgeschichte, die du teilen möchtest? Vielleicht ein lustiges Ritual oder eine gemeinsame Erinnerung?

Vor jeder Show versammelt sich das VEXED-Team in einem Kreis und singt den Refrain von „If You’re Not The One“ von DANIEL BEDINGFIELD. Es ist wahrscheinlich einer der kitschigsten Popsongs, die je geschrieben wurden, aber er zaubert uns immer ein Lächeln auf unsere Gesichter und bricht das Eis, bevor wir auf die Bühne gehen, um ein wütendes und heftiges Set zu spielen.

Vielen lieben Dank für dieses Interview! Ich bin wirklich sehr begeistert von eurem Album und hoffe darauf, euch so bald wie möglich live erleben zu dürfen!

Dir ebenfalls vielen Dank dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, uns diese Fragen zu stellen. Wir sind so dankbar und es freut uns sehr, dass dir unser Album gefällt. Wir können es wirklich nicht abwarten, es eines Tages für dich zu performen!

Quelle: Foto: Andy Ford
25.05.2021
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