Abbath - Dread Reaver

Review

Olve Eikemo also known as ABBATH spaltet die Szene alleine durch seine Existenz. Man mag einerseits schmunzeln, wie er als Mister Crabs breitbeinig den Gene Simmons des Black Metal gibt. Andererseits liefert der Mann musikalisch kontinuierlich ab, wenngleich der bissige Unterton frühester IMMORTAL-Alben wie “Diabolical Fullmoon Mysticism” oder “Pure Holocaust” längst einem Image aus Klischees und unbeholfener Rhetorik gewichen ist.

Heavy Rock statt Black Metal auf “Dread Reaver”

Und natürlich ist auch die rein musikalische Entwicklung weiterhin hörbar. Teilweise möchte man gar an JUDAS PRIEST denken, wenn der Opener oder auch “Myrmidon” aus den Boxen kriechen. Speziell letztgenanntes Stück weist aber ein hohes Maß an Innovation auf. Immerhin verliert der Song zwischendurch seinen NWOBHM-Charme und entwickelt sich fortan zur Circle-Pit-Nummer par excellence. Das macht schon Laune, keine Frage.

ABBATH gibt den Panda-Proll

Und dann rollt “The Deep Unbound” wieder mit sägenden Gitarren, Double-Bass und Eikemos unverwechselbarer Reibeisen-Stimme über einen hinweg. Bittersüß ist die Musik, gleichzeitig aber auch schön gefärbt mit klassischen Rock-Licks versehen. Das dick angelegte Mastering sorgt ebenfalls für viel Atmosphäre, wenngleich ABBATH in vergangenen Tagen damit die Kälte eines norwegischen Winters zum Ausdruck gebracht hätte. Heute klingt das mehr nach Spring-Break-Badehosen-Black-Metal. Und tatsächlich ließe sich während dem Hören von “Dread Reaver” oftmals ein bis zum Anschlag mit Gerstensaft gefülltes Trinkhorn empor recken und die ein oder andere nicht erkennbare Textzeile mitgrölen. Nicht etwa, weil man die Platte ohne Alkohol nicht packen würde. Viel mehr fordert die höchst maskuline Herangehensweise zum sofortigen Macho-Gehabe auf.

Der will doch nur spielen

Natürlich hört man auch ABBATHs Zuneigung zu MOTÖRHEAD durchblitzen, nicht zuletzt auf dem METALLICA-Cover “Trapped Under Ice”. Allzu ernst sollte man das natürlich nicht nehmen und sich stattdessen am schnellen und druckvollen Spiel erfreuen. Der Titeltrack schließt “Dread Reaver” mit einer breit angelegten Hymne ab und wird mit einem augenzwinkernden und ironischen Lachen eingeläutet. Und so reiht sich das Album irgendwo zwischen gut gemachtem, hemdsärmeligem Metal und standardisiertem Klischee-Gewusel ein. Mitnichten ein Klassiker, für die nächste Feier aber ein Party-Garant.

11.04.2022

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