Abraham - The Serpent, The Prophet & The Whore

Review

Schande über mich! Ich muss schon zum zweiten Mal feststellen, dass ich die Schweizer Sludge-Welt sträflich vernachlässige. Nachdem die Baseler ZATOKREV mich vor gar nicht allzu langer Zeit mit „The Bat, The Wheel & A Long Road To Nowhere“ komplett weggeblasen haben, legen die aus Lausanne stammenden ABRAHAM mit „The Serpent, The Prophet & The Whore“ ein syntaktisch ähnliches und musikalisch nicht sooo weit entferntes Album vor.

Klar, ABRAHAM klingen natürlich nicht wie ZATOKREV (und „The Serpent, The Prophet & The Whore“ kommt natürlich(?) auch nicht an deren aktuelles Album heran…), aber sie beweisen erneut eindrucksvoll, welches Sludge-Potential in unserem Nachbarland schlummert. Dabei ist der Doom-Anteil nicht so stark ausgeprägt wie auf dem bereits mehrfach genannten Album; auch die NEUROSIS-Schlagseite ist nicht ganz so deutlich – dafür sind die Hardcore-Einflüsse prominenter, insbesondere die Kalifornier von INTRONAUT tauchen mir bei Genuss der acht Songs immer wieder im Hinterkopf auf.

Der Fünfer beweist in den 46 Minuten enormes Gespür für Abwechslung und Dynamik, im Wesentlichen bedingt durch die gelungenen Arrangements. Ihre Ideen haben ABRAHAM dabei in einen anständigen Sound gegossen, der sich in mächtigen Gitarren und einem trockenen Schlagzeug äußert und durch Magnus Lindberg (CULT OF LUNA) veredelt wurde.

Jetzt der Haken: Ich kann als leidlich erfahrener Rezensent zwar erahnen, was ABRAHAM mit ihrem Konzept-Album (das auf J. G. Rawls‘ „Chronoception“ beruht) aussagen wollen, vollständig zwingend und unmittelbar können die Jungs ihre Ideen aber (noch) nicht umsetzen. Dafür sind die Spannungsbögen noch nicht ausgereift genug, die Motive nicht fesselnd genug. Angesichts des erst zweiten Albums der Band bin ich aber optimistisch, dass ABRAHAM sich auf kommenden Veröffentlichungen weiterentwickeln werden. So ist „The Serpent, The Prophet & The Whore“ ein grundsolides Sludge-/Post Metal-Album, das den Backkatalog des aus dem THE OCEAN-Umfeld stammenden Labels Pelagic Records durchaus bereichert.

14.10.2012
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