Akhlys - Melinoë

Review

Es ist schwer bei der aktuellen Flut an Neuveröffentlichungen noch von „darauf habe ich ewig gewartet“ zu sprechen. Und doch, jetzt wo AKHLYS‘ neues Album „Melinoë“ ansteht, zeigt sich, etwas in meinem Inneren hat lange darauf gewartet. Denn der fast schon cineastische Black Metal der US-Amerikaner, die von einem Einmannprojekt in den fünf Jahren seit „The Dreaming Of I“, zu einer Band gewachsen sind, hat eine einzigartige Aura, die sonst nur selten zu finden ist.

AKHLYS brauchen ihren eigenen Raum

Zugegeben, NIGHTBRINGER und auch AORATOS, zwei der anderen Betätigungsfelder von Bandkopf Naas Alcameth sind in nicht ganz so fernen Dimensionen unterwegs. Aber AKHLYS brauchen ihren eigenen Raum und öffnen auf „Melinoë“ die Tore in ihre alptraumhafte Welt weitaus bereitwilliger als beim direkten Vorgänger 2015. Dass AKHLYS zugänglicher geworden sind macht das Treiben aber nicht weniger Interessant oder um im Bild zu bleiben schauderhaft.

Die Welt in der sich das Quintett, dieses Mal übrigens mit einem ziemlich massiven Sound ausgestattet, herumtreibt ist finster. Der Black-Metal-Anteil überwiegt heuer die Ambient-Einflüsse, wenngleich wabernde Synthies der Stimmung zusätzliche Schattierungen verleihen („Incubatio“) oder als Bindeglied in Form des surrealen Zwischenspiels „Succubare“ fungieren.

Im Grundtenor hat sich an der Ausrichtung von AKHLYS nicht viel verändert. Noch immer herrscht ein bedrohliches Surren vor, dass von den boshaft zischelnden Vocals und einem meist vehement hämmernden Schlagzeug begleitet wird. Doch insbesondere die Lead-Gitarre auf „Melinoë“ zeigt sich als tragendes und fast wichtigstes Werkzeug. Sei es in fast schon schmerzenden Höhen oder als singenden Ehrerbietung, welche dem Album eine fast schon majestätische Ausstrahlung verleiht.

„Melinoë“ ist ein Horrortripp

Schlussendlich ist auch „Melinoë“ wieder ein Horrotrip in eine alptraumhafte Welt. Dieses Mal schneller zugänglich und in Sachen Produktion und Songwriting pompöser gestaltet und damit sicherlich nicht in der B-Movie-Ecke zu finden. Alle Elemente könnten auf einem Black-Metal-Blockbuster hindeuten, doch da AKHLYS weder ein Happy End präsentieren und auch wenig Anstalten machen, den Hörer aus ihrem eigenen Horror zu entlassen, bleibt auch die Sorge vor einem schnell verdaulichen Happen unbegründet. Das Gegenteil ist der Fall: „Melinoë“ kann zu einem endlos andauernden Tripp in die Schatten voller lauernder Fallen und dem puren Bösen führen … ganz klar das bisherige Glanzstück der Band.

02.12.2020

Chefredakteur

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