Altar Of Plagues - Mammal

Review

Man kann freilich darüber streiten, ob es immer mehr Bands braucht, die Black Metal mit Post Rock kreuzen und andersherum. Worüber es sich meiner Meinung nach nicht zu streiten lohnt, ist, dass einige dieser Bands hochklassige Musik komponieren und fernab jeglicher Trendreiterei eine Nische geschaffen haben, die für Liebhaber atmosphärischer Musik fast unabdingbar geworden ist. Dazu kann ich guten Gewissens ALTAR OF PLAGUES zählen, die mich in ihrer gesamten Diskographie noch nie enttäuscht haben und es mit „Mammal“ sogar schaffen, mich zutiefst zu beeindrucken.

Das beginnt schon direkt am Anfang. „Neptune Is Dead“, ein Zwanzig-Minuten-Monster, ist ein so unnachgiebiger Opener, dass man nur sprachlos vor der Anlage hockt. Die Iren variieren geschickt das Tempo, wobei Drummer S. MacAnri sein Können unter Beweis stellt und mit abwechslungsreichem Schlagzeugspiel dem Song in mehr als nur einer Hinsicht dienlich ist. Das mindert die Klasse der anderen beiden Mitstreiter keineswegs. „Neptune Is Dead“ glänzt mit feindselig surrenden Gitarren und dezenten, kaum vernehmbaren, aber umso unheilvolleren Keys und einem kehligen Geschrei, das einem selbst die Haare in der Nase zu Berge stehen lässt. Was danach folgt, ist, man mag es kaum glauben, noch mitreißender. „Feather And Bones“ hat mich völlig vom Stuhl gefegt, dabei geht es mitnichten so rau wie im Opener zu, auch wenn ALTAR OF PLAGUES immer wieder Eruptionen einbauen. Viel begeisternder ist die Dynamik und die Abwechslung, die der Song bietet. Stimmungsvolles Midtempo, genannte Eruptionen oder besinnliche Langsamkeit bis hin zu hymnenhaft emporsteigenden Gitarren, all das hat „Feather And Bones“ inne. Das Beste kommt aber im zweiten Drittel des Songs, wenn plötzlich Clean-Gesang aus den Boxen tönt, der sich mit der eher ruhigen Musik zu einem bedrückenden, aber gleichermaßen genialen Moment zusammentut und dabei in einer Lässigkeit die Welt um einen herum verschluckt – erhebend.

Auch danach wollen ALTAR OF PLAGUES qualitativ partout nicht abfallen. Zwar kann man über die Notwendigkeit von „When The Sun Drownes In The Ocean“ sicher diskutieren, für mich bieten die acht beinahe komplett instrumental gehaltenen Minuten aber ein entspannende Pause, in der man kurz innehalten kann, ohne direkt von einer überraschenden und wütenden Eruption seitens der Iren aus den Tagträumen gerissen zu werden. Dementsprechend gibt es für mich nach „All Life Converges To Some Center“ auch nur eins, und zwar noch mal und noch mal und noch mal auf Play zu drücken.

Selten hat mich ein zu rezensierendes Album in der Form beeindruckt und gleichzeitig völlig unerwartet getroffen. „Mammal“ ist alles, dynamisch, unheilvoll, dunkel, schön, verträumt, intensiv, kurz: einfach ein begeisterndes Stück Musik. Dazu ist das Album auch noch wunderbar organisch und differenziert produziert, sodass es nicht mal hier etwas zu mäkeln gibt.

11.04.2011

Chefredakteur

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