Angantyr - Svig

Review

Ynleborgaz hat sich mit dem „Haevn“-Nachfolger Zeit gelassen, ganze drei Jahre. Drei Jahre, die man gut nutzen konnte um das Potenzial „Haevn“s erkennen und schätzen zu lernen. Drei Jahre um sich an die epische und machtvolle, aber dennoch zerstörerische Gangart zu gewöhnen, die ANGANTYR seit den ersten beiden Werken entwickelt hat. „Svig“, das vierte Werk der Dänen, tritt nun in die Fußstapfen des kraftvollen Vorgängers und zeigt, dass auch hier ein brodelndes Ungetüm lauert.

Es braucht wieder Zeit, um sich zurechtzufinden und zu erkennen, dass „Svig“ mehr als nur Haudrauf-Black Metal mit ein paar netten Leads ist. Sobald der erste Eindruck verdaut ist, baut sich darunter, ähnlich dem Vorgänger, eine machtvolle Atmosphäre auf, die mal in erbarmungsloser Raserei endet, mal in episch getragenen Passagen, gespickt mit eisigem Riffing und eindringlichen Melodien. ANGANTYR schreiten unter der Feder Ynleborgaz voran, der erneut eigenwillig, aber nicht zu eigen ins Mikrophon schreit und der Platte gerade durch die Ignoranz gegenüber Clean-Vocals seinen ungeschliffenen Charakter verpasst. Geändert hat sich gegenüber „Haevn“ vor allem die Spielzeit, die mit knappen fünfzig Minuten die Kritik der Überlänge mal locker umgeht und gerade rechtzeitig einen Schlusspunkt setzt, der einen schier umhaut. „Arngrims Armod“ tritt seinen zehnminütigen Triumphzug sanft an. Erst ein bisschen akustisches Gitarrengezupfe, dann bauen sie sich auf, die dunklen Gitarrenwände, die zunächst dezent aggressiv, später dann nur noch ergreifend aus den Boxen dröhnen, selten durchbrochen von einem zwischenzeitlichen rasanten Einschub. „Arngrims Armod“ ist in den letzten vier Minuten beinahe hypnotisch und trotzdem mitreißend, ein Song der „Svig“ würdig abschließt und zugleich eine Frage aufwirft.

Warum nicht öfter? Es ist ja beachtlich, mit welcher Gelassenheit ANGANTYR ihrer Wut freien Lauf lassen und es dennoch vermögen, mit famosen Leadgitarren immer wieder zu bezaubern, ein derartiges machtvolles Spektakel wie in „Arngrims Armod“ gelingt ihnen dennoch nicht. Erwähnenswert sind noch „Kyggespil“, das im Ansatz eine ähnliche gewaltige Stimmung aufbaut, oder auch „Ni Lange Naetter“, das dem Spruch „In der Kürze liegt die Würze“ unterhaltsame Wahrhaftigkeit verleiht. Aber dennoch gibt es immer winzige Sekunden der Langeweile, die bis zum Ende kaum auffallen, danach aber umso trauriger machen, da ANGANTYR auch diese theoretisch in die Schranken weisen könnte. Macht aber alles nichts, trotzdem ist „Svig“ ein Album, das nicht mehr nur vor Potenzial strotzt, sondern ANGANTYR auf der Höhe zeigt!

20.08.2010

Chefredakteur

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