Arctic Plateau - On A Sad Sunny Day

Review

Der Sommer wird schön – vor allem wenn er sich mit Platten wie dieser ankündigt. Es scheint kein geeigneteres Genre zu geben, in dem sich die ambivalenten, emotionalen „Wetterlagen“ dieser Jahreszeit so gekonnt vertonen lassen, wie das des Post-Rock und dem, was man im Allgemeinen unter Shoegaze versteht. Brütende Hitze, Morgentau, Sturm, Gewitter, Trockenheit, erdrückende Schwüle. Traurigkeit, Melancholie, Liebe, Euphorie, Hass, Depression, Leere, Extase. Musik, um sich auf diesen Wellen treiben zu lassen.

ARCTIC PLATEAU, das ist Solokünstler Gianluca Divirgilio aus Italien, der uns mit seinem meisterlichen Debütalbum auf diesen Wellenritt einlädt. Seine Lieder klingen und erzählen von einer Traurigkeit, die gleichzeitig eine unbändige Lebensfreude ausstrahlt, welche sich immer wieder in großartigen Momenten wie z.B. in „In Epica Memories“ entfesselt. Er schwelgt in märchenhaften, verträumten Melodien; Minimalismus trifft hier auf ausschweifenden Bombast, wie man es von vielen anderen ‚Shoegazern‘ kennt. Introvertierte Passagen voller inniger Ruhe, die plötzlich wie eine Explosion in Zeitlupe aufbricht – aus einem Rinnsal wird ein reißender Fluß, ein Strom der Emotionen, der den ganzen Körper durchflutet. Stücke wie das treffende „Iceberg Shoegaze“ jagen einem einen Schauer nach dem anderen über die Haut.

Hall und Reverbs auf allen Instrumentenspuren bestimmen das urtypische, epische Klangbild des Albums, bei dem auch prägnante Soloeinlagen („Coldream“) nicht zu kurz kommen. Sympathisch ist auch die nicht ganz perfekte Singstimme von Gianluca, mit der er mich an DYKEHOUSE erinnert, wogegen ich ihn vom Gesamteindruck eher in die Nähe von GLOWWORM rücken würde.

Wahnsinnsplatte, an der man sich einfach nicht satt hören kann!

08.06.2009
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