Awaken The Misogynist - Descended From Vast Dimensions

Review

Herzlichen Glückwunsch. Der Preis für den dümmsten Bandnamen des Jahres geht an das international besetzte Slam-Death-Projekt AWAKEN THE MISOGYNIST. Bubis, wie hart kann man bitte nix begreifen? Selbst wenn man wohlmeinend versucht, irgendeinen Anhaltspunkt für Doppelbödigkeit oder vielleicht verdeckte Kritik im Kosmos von AWAKEN THE MISOGYNIST auszumachen, findet man zwischen all den eintönig hingeröchelten Pig Squeals und geklauten Slam-Parts nicht mehr als (Zitat Promotext): “[…] die Band ist ein Ventil, um die Abscheulichkeit des Menschen zu beleuchten, indem wir über unangenehme Dinge sprechen, die andere ignorieren.” Okay, so könnte man natürlich den beknackten Bandnamen noch als hölzerne Gesellschaftskritik zurecht biegen, aber es klingt schon insgesamt eher nach trauriger Incel-Mentalität mit infantilen Joker-Fantasien.

AWAKEN THE MISOGYNIST – Nicht mehr als traurige Incel-Fantasien?

So oder so – abseits der Weckfunktion für Frauenfeinde hat das Quintett auch musikalisch nicht viel Schönes zu bieten. Der Brutal/Slam Death Metal ist solide gespielt, bedient sich allerdings auch einfallslos und setzkastenartig aller bereits bekannten Stilmittel und Klischees des Genres. Zudem sind der clippende, pappige Drumsound und die eintönigen Vocals von Livio Wellinger und (!) Jameson Blomgren wenig hörspaßfördernd. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, nervt “Descended From Vast Dimensions” auf Albumlänge durch teils wohl zynisch, teils besonders gruselig wirkend sollende Film- und Fun-Samples à la MACABRE, die die obszön lang wirkende Platte (die eigentlich nur eine halbe Stunde dauert) noch langatmiger wirken lässt als eine Diskussion mit einem Verschwörungsgläubigen über empirische Forschung!

Das war wohl nichts.

Ja ja, wir verstehen das. Vor den Sommerferien habt ihr gerade erst SLIPKNOT für euch entdeckt, danach kam gleich CANNIBAL CORPSE und seid jetzt auf den Geschmack gekommen, so richtig edgy zu sein. Seitdem hockt ihr nur noch in Mudderns Scheune, kommentiert jeden noch so bescheuerten Textentwurf mit “Boah, brooootal, Alter! Voll krass!” und tut so, als sei das alles clevere Kritik oder sogar richtige Musik, um nicht bei Mutti rauszufliegen. So zumindest wirken AWAKEN THE MISOGYNIST. Für alle, die uns eh zu viel ‘Wokeness’ vorwerfen wollen und mit der Aufforderung, die Frauenfeinde von der Musik zu trennen, wieder über selbige sprechen wollen: Die kann leider auch nix. Aber schön, dass wir uns mal drüber unterhalten haben.

02.09.2022

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

Exit mobile version