Azure Emote - Cryptic Aura
Review
Da AZURE EMOTE nur alle Jubeljahre mal ein Lebenszeichen von sich geben und wir den Vorgänger “The Third Impression” (2020) leider verpasst haben, können wir zunächst getrost die Band vorstellen und ein bisschen Namedropping betreiben. Die Experimental-Death-Metaller sind das Baby von Mike Hrubovcak (ex-RUMPELSTILTKIN-GRINDER, ex-MONSTROSITY uvm.), Ryan Moll (ex-RUMPELSTILTKIN-GRINDER uvm.) und Schlagzeug-Tausendsassa Mike Heller (u. a. MALIGNANCY, CHANGELING, RAVEN, ex-FEAR-FACTORY). Seit 2013 sind sie zudem verstärkt um Bass-Legende Kelly Conlon (ex-DEATH, ex-MONSTROSITY) und den ehemaligen SIRENIA-Violinisten Pete Johansen. Die haben einen Violinisten? Klingt komisch, passt aber super.
AZURE EMOTE setzen Akzente
Die durch die Violine sicherlich vorhandene Nähe zu NE OBLIVISCARIS sollte man nicht überbewerten. Im Grunde zocken sich AZURE EMOTE munter durch alle möglichen Elemente progressiv-extremer Musik. Selbige werden aber nicht einfach nur zusammengewürfelt, sondern mit Konzept und Verstand verbunden. Inmitten der hörbaren technischen Exzellenz bleibt so immer wieder Zeit für cineastische Epik (“Return To The Unknown”) oder geradliniges Bolzen (“Aeons Adrift”). Zugegeben wollen Hrubovcak und Co. in 42 Minuten extrem viel erreichen, doch ist gerade die Unberechenbarkeit, die verblüffenderweise immer irgendwie Sinn ergibt eine große Stärke von “Cryptic Aura”, wie die Achterbahnfahrt “Bleed With The Moon” eindrucksvoll demonstriert.
Gewöhnungsbedürftig sind die relativ weichen cleanen Vocals von Anna Murphy (ex-ELUVEITIE), die im glasklaren Mix jedoch nicht zu prominent platziert wurden. Die hochgradig originellen Violineneinlagen und das Oktopoden-Drumming von Mike Heller fesseln dafür umso mehr. Nicht vielen Bands gelingt es, technische Klasse und unkonventionelles Songwriting mit Nachvollziehbarkeit zu verbinden. Das konnten auch AZURE EMOTE natürlich nicht über Nacht. Doch ist “Cryptic Aura” nicht nur die bislang beste Platte des Projekts, sie setzt in ihrem Bereich Akzente und ist progressiv im eigentlichen Sinne des Wortes: grenzüberschreitend und fortschrittlich. Dies gelang in diesem Jahr bislang nur CHANGELING, an denen Drummer Mike Heller ebenfalls beteiligt ist.
“Cryptic Aura” – Gelungene Rückkehr
Beinahe könnten wir an dieser Stelle das Fazit des geschätzten metal.de-Urgesteins Stephan Möller aus seiner Review zu “The Gravity Of Impermanence” wiederholen: “Wer seinen Death Metal am liebsten kurz, bündig und auf den Punkt gespielt mag, der sollte […] lieber die Finger davon lassen; wer jedoch mal ein etwas anderes Death-Metal-Album mit progressiv-experimenteller Schlagseite hören will, der darf ruhig zugreifen – auch, wenn nicht jeder Song ein Knaller ist.” Nur dass im Falle von “Cryptic Aura” tatsächlich so ziemlich jeder Song ein echter Knaller ist. Die cleanen Vocals passen nicht an jeder Stelle perfekt, die Produktion könnte etwas lebendiger sein. Diese Kritikpunkte kann man aber angesichts der gewaltigen kompositorischen und spielerischen Klasse getrost verschmerzen.
Azure Emote - Cryptic Aura
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Progressive Death Metal, Technical Death Metal |
| Anzahl Songs | 10 |
| Spieldauer | 42:27 |
| Release | 25.07.2025 |
| Label | Testimony Records |
| Trackliste | 1. Into Abysmal Oblivion 2. Insomnia Nervosa 3. Aeons Adrift 4. Bleed With The Moon 5. Defiance Infernus 6. Provoking The Obscene 7. Disease Of The Soul 8. Feast Of Leeches 9. Return To The Unknown 10. Writhing Lunacy |
