Be'Lakor - Vessels

Review

BE’LAKOR bringen mit „Vessels“ ihr mittlerweile viertes Album heraus, diesmal über Napalm Records. Für Jimmy Vanden Broeck hat nun Elliot Samson hinter den Kesseln Platz genommen, ansonsten ist das Lineup der Australier stabil geblieben.

Die BE’LAKOR-Konstante

BE’LAKOR haben das Problem, dass sie mit „Of Breath And Bone“ ein ziemlich gefeiertes Album veröffentlicht haben und entsprechend die Erwartungen für kommende Outputs geschürt haben. Wie gehen Bands damit um? Üblicherweise versuchen sie, an dieser Leistung „anzuknüpfen“. Heißt oft genug, sie nehmen das gleiche Album unter neuem Namen auf. Nicht so BE’LAKOR.

Nach wie vor verzichten BE’LAKOR auf klaren Gesang. George Kosmas röhrt immer noch als gäbe es nichts Schöneres. Und es ist super. Gleichzeitig hat man sich den Hang zur Überlänge bewahrt. Allein „Luma“ und „A Thread Dissolves“ bleiben unter der Vier-Minuten-Marke, was daran liegt, dass sie als Intro respektive Überleitung fungieren.

Mehr Atmosphäre, weniger Dampf

BE’LAKOR haben auf „Vessels“ einen Gang herunter geschaltet. Der Death Metal, den die Australier spielen, ist bei weitem nicht mehr so straff wie noch auf dem Vorgänger. Das könnte am neuen Schlagzeuger liegen, der dem Sound einige sehr lockere Grooves verpasst hat, die zu Beginn von „Withering Strands“ sogar leicht swingen. Entsprechend wird weniger auf Härte und mehr auf Komplexität und (melancholische) Stimmung gesetzt, was BE’LAKOR soundtechnisch in die Nähe von Bands wie INSOMNIUM rücken lässt.

Das heißt, dass die Songs noch vielschichtiger und melodischer geworden sind. BE’LAKOR spannen eine Vielzahl von melodischen Bögen, die den Hörer ein ums andere Mal zu verzaubern wissen. Verstärkt wird deren Wirkung einerseits durch die kristallklare Produktion, die den Drums ordentlich Hall verliehen hat, andererseits auch durch den größeren Einsatz von akustischer Gitarre und Klavier respektive Synthesizer.

Stärken und Schwächen

Natürlich bedeutet das, dass die Songs von „Vessels“ eher wirkungsorientiert sind und nicht mehr so gut ins Ohr gehen, wie das beim Vorgänger der Fall gewesen ist. Sie wirken im direkten Vergleich geradezu in sich gekehrt. Und ein bisschen droht auch die Eigenständigkeit verloren zu gehen. Dafür fühlt sich das Songwriting schlüssiger und kompletter denn je an. Man hat zu keiner Zeit den Eindruck, dass die Australier hier irgendwelches Füllmaterial in ihre Stücke gestopft haben. Die Musik wirkt natürlich und ungezwungen, ja, man spürt förmlich, wie viel Zeit und Sorgfalt ins Schreiben der Songs hinein geflossen sind.

Somit ist „Vessels“ ein gelungener Nachfolger zu „Of Breath And Bone“. Sicher nicht ganz auf Augenhöhe, markiert er doch durch sein überragendes Songwriting und die durchweg gute Leistung der beteiligten Musiker einen kleinen Kurswechsel hin zu mehr Progressivität, sodass sich BE’LAKOR dankbarerweise nicht selbst covern. Das Album braucht sicher seine Zeit und Unsereins tat sich zunächst schwer damit, aber es kommt nach und nach…

18.06.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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