Billy Talent - Live At Festhalle Frankfurt

Review

Im vergangenen Jahr Auftritte bei Rock Am Ring und Nova Rock sowie eine Headliner-Tour, in diesem Jahr Hurricane und Graspop: Bei der Frequenz, mit der BILLY TALENT unsere Breitengrade beehren, könnte man meinen, ein Live-Album der Kanadier bräuchte es gar nicht. Das dachte sich wohl auch die Band, die in den letzten 15 Jahren keinen Bedarf dafür sah. Seit „666“, das unter anderem in Düsseldorf und bei Rock am Ring aufgenommen wurde. Bei der Stippvisite im vergangenen Herbst hat das Quartett deshalb wieder eine Show aufgenommen. Diesmal in der ausverkauften Festhalle.

Kopfkino – Auf’s wesentliche reduziert

Der Auftritt am Main stand unter dem Motto „Only Rock, no bullshit“: Entsprechend reduziert ist die Setlist: Anderthalb Stunden lang, keine Soli, einfach nur treibender Punkrock. Das Gros der Lieder stammt vom zweiten Album und dem jüngsten Werk „Crisis Of Faith“. Trotz des klaren Schwerpunkts werden aber auch alle anderen Alben bedacht. Für die Käufer:innen des Livealbums wird das aber auch spürbar: Der druckvolle, lebendige Sound und das engagierte Publikum regen das Kopfkino an. Wie es wäre, wenn man selbst in den Reihen stehen würde. Die Ansagen von Benjamin Kowalewicz sind von der gewohnten Inhaltsleere geprägt, aber bei ihm schimmert eine Freude durch, die man als aufrichtig wahrnehmen könnte. Wobei auch BILLY TALENT nicht immer in so einer vollen Halle spielen.

Das Videomaterial von der Show wird stückweise bis Herbst veröffentlicht. Der Clip zu „Rusted From The Rain“ deutet an, dass das Verhältnis von Medium zu Message im Schiefverhältnis steht. Das 21:9-Seitenverhältnis charakterisiert eher ein cineastisches Ereignis, wobei das Video hauptsächlich aus schnellen Schnitten von Nahaufnahmen besteht, teilweise sogar aus dem Pit. Dieser Gegensatz von rauschhaften Fokus zu künstlerischen Format untergräbt die Wirkung.

„Live at Festhalle Frankfurt“ ist der Beweis

Vor allem aber beweist dieses Album, dass BILLY TALENT zu Recht so oft gebucht werden. Sie haben die Energie, die Routine und vor allem auch den Backkatalog um Headlinersets zu bestreiten. Und auch, wenn sich die Kanadier nicht gerade rar machen, ist es schön, dass dieses Erlebnis auf einen Silberling gebannt wurde. Es wäre schön, wenn es bis zum nächsten Livealbum nicht wieder 15 Jahre dauert.

06.09.2023

Redakteur mit Vorliebe für Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal

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