Body Count - Carnivore

Review

Kurzer Blick aufs Kalenderblatt: Tatsächlich, „Bloodlust“ feiert Ende des Monats seinen dritten Geburtstag. Kurzer Blick in die News: Jap, es gibt immer noch genug, worüber man sich in der Welt im Allgemeinen und in den Vereinigten Staaten von Amerika im Besonderen aufregen kann. Also halten wir liebend gern kurz Bier und Joint, damit ICE-T und BODY COUNT die Hände wieder frei haben für Pumpgun, Baseballschläger und das sonstige Instrumentarium. Im März-Soundcheck haben HEAVEN SHALL BURN einen sauberen und veganen Sieg errungen und „Carnivore“ auf den zweiten Platz verdammt. Zeit für den dreckigen Einzelkampf mit ICE-T himself.

Metal ist das Stichwort

Zunächst fällt auf: BODY COUNT haben zum vielleicht ersten Mal in ihrer Karriere kein 90s-Street-Rap-Cover verbrochen. „Carnivore“ offenbart erst auf den dritten Blick seinen Bloods/Crips-Gangshit und geht aus der Ferne fast als einheitliches Metal-Cover durch.

Metal ist übrigens das Stichwort, denn BODY COUNT fahren Riffing und Gutturales auf „Carnivore“ noch einmal hoch – und das nicht nur im apokalyptisch stampfenden Titeltrack. ICE-Ts old-schooliger Sprechgesang und seine nach wie vor auf den Punkt gebrachten Schimpftiraden sind natürlich noch immer das verbindende Element und sorgen an jeder Ecke für grimmiges Grinsen. Songs wie die zweite Single „Bum-Rush“ ergänzen das Hardcore-Fundament im zweiten Teil aber um ein unglaublich eingängig groovendes Riff, später sogar noch mit Harmonien veredelt. Der Polizei-Klopper „Point The Finger“ (featuring Riley Gale von POWER TRIP) hat ordentliche Thrash-Schlagseite und „No Remorse“ ein Main-Riff wie ein Deathcore-Breakdown.

BODY COUNT bleiben die Messlatte in Sachen Rap-Metal

Mit etwas Distanz betrachtet, bleibt das Erfolgsrezept von „Bloodlust“ allerding ziemlich unverändert. Es gibt den Song über Polizeigewalt („Point The Finger“ / „Black Hoodie“), das erneut ambitioniert ausgewählte aber sehr solide umgesetzte Cover („Ace Of Spades“ / „Raining Blood“), das Memento Mori ( „When I’m Gone“ / „This Is Why We Ride“) und den auf mehrere Songs verteilten Gangstershit.

„Carnivore“ hat dabei eine etwas geringere Hitdichte als „Bloodlust“, gerade die erste Albumhälfte fährt aber immer noch problemlos genug neue Live-Keile auf. Produziert ist das Ganze erneut so organisch wie fett, also absolut on point. BODY COUNT bleiben die Messlatte in Sachen Rap-Metal. Nirgendwo sonst (SUICIDAL TENDENCIES einmal ausgenommen) finden die Straßen von LA und der Metal-Vibe des ausgehenden letzten Jahrtausends so glaubwürdig zueinander und schaffen eine dennoch stimmige und zeitgemäße Crossover-Interpretation, wie es bei BODY COUNT der Fall ist.

06.03.2020
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