Callejon - Eternia

Review

CALLEJON sind nun auch bereits 20 Jahre im Geschäft und werden mittlerweile als die Wegbereiter des deutschsprachigen Metalcores gesehen. Gut, wäre ich jetzt NARZISS, dann wäre ich eventuell etwas beleidigt, allerdings existiert die Jenaer Band im Gegensatz zu den Düsseldorfern auch schon über zehn Jahre nicht mehr. Die spanischen Sackgassen veröffentlichen hingegen ihr zehntes Album und dieses stellt nicht nur die konsequente Fortsetzung von „Metropolis“ dar.

CALLEJON drehen den Härteregler ganz nach rechts

Ursprünglich, so erzählte es uns BastiBasti im bald erscheinenden Interview, sollte „Eternia“ eigentlich nur eine Hommage-EP an ihren Kult-Track „Snake Mountain“ sein, aber es entwickelte sich ein Eigenleben beim Songwriting und schwupps, war es ein vollständiges Album. Und da man bei der Metalcore-Gruppe selten weiß, was einen beim nächsten Wurf erwartet, siehe „Fandigo“ und die viel beachteten Coveralben, so können Traditionalisten – sofern diese Art von Fan bei CALLEJON existiert – beruhigt sein.

„Eternia“ bietet stilistisch eine Fortführung dessen, was uns schon auf dem Vorgänger erwartet hat. Der Opener und Titeltrack überzeugt direkt mit brutalem Soundgewitter und absoluter Ohrwurm-Hook, das danach folgende, nur knapp zweiminütige „Tor des Todes“ benötigt auch gar nicht mehr Zeit, um alles abzureißen. „Guillotine“ bietet erneut klassische CALLEJON-Kost und „Sternenstaub“ lässt einen Rest „Hartgeld im Club“-Vibes in der Bridge durchscheinen, ist ansonsten aber trotz seines glitzernden Titels durchaus tiefsinnig.

„Eternia ist so düster wie sein Cover

Die Zeiten der poppigen Leichtigkeit und des schnaps- und weedgeschwängerten Prollo-Raps sind vorbei, CALLEJON malen sich wieder schwarz-weiß an und entführen uns in eine Welt voller düsterer Visionen. Dabei sind die Texte oft vielseitig interpretierbar, so wie zum Beispiel in „Mary Shelley“, das bei genauerer Lyriclektüre zwar die „Frankenstein“-Autorin als Namensgeberin durchaus passend erscheinen lässt, aber auch für ganz andere Dinge stehen kann.

Was genau es mit dem „Emokeller“ auf sich hat, wird auch noch geklärt werden und „Scareglow“ geht wieder in die wunderbare, melancholische Ecke, allerdings ebenfalls bei stark angezogenem Härtegrad. Wirkliche Balladen kennt „Eternia“ nicht. Erst mit „Ich komme niemals an“ wird es etwas schmachtiger und gibt gleichzeitig das Gänsehautfeeling, was wir von so Übertracks wie „Phantomschmerz“ oder „Kind im Nebel“ bereits kennen.

CALLEJON stecken nicht in einer kreativen Sackgasse

„Eternia“ ist eine gute Essenz dessen, wofür CALLEJON in den letzten 20 Jahren stehen. Guter, moderner Metalcore mit einem Haufen Wiedererkennungswert. Und auch, wenn sich mit „SilverSurfer“ eine Art Filler eingeschlichen hat, so überzeugt das Album von den ersten Tönen des Titeltracks bis zu den letzten Klängen des Überlänge-Rausschmeißers „Loreley“. So kann es noch 20 Jahre weiter gehen.

25.10.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

Exit mobile version