Camp Jason - Epiphany

Review

Der eine oder andere Metalcore-Fan vermisst sicherlich die Zeiten, in denen man als Metalcore-Hörer noch schief angeschaut und für einen gewalttätigen Kriminellen gehalten wurde.

Wenn man im Jahr 2010 die angesagten Modeläden betritt, wird man von T-Shirts mit glitzernden Totenköpfen, unter denen ganz groß „Rockgirlie“ oder „Metalqueen“ steht, überflutet. Wenn sie nach ihrer Lieblingsmusik gefragt werden, oder auch nicht, protzen die Träger dieser Klamotten dann mit so großen Begriffen wie „Metalcore“ und „Hardcore“. Ja, man kann es nicht übersehen: Metalcore wird immer populärer. Junge Metalcore-Bands schießen wie Maiglöckchen im Frühling aus dem Boden, um von einer großen Tour mit NARZISS und CALIBAN zu träumen. Aber es gibt Bands, die diesen Trend alles andere als erfreulich finden. Ein Beispiel hierfür ist CAMP JASON.

Die fünf Jungs aus Bremen schlagen jetzt ganz bewusst andere Wege ein. Ihr Ziel ist es, sich von allen Metalcore-Klischees zu distanzieren. Sie wollen einfach ganz frei ihre eigene Musik, natürlich weit weg vom Mainstream, produzieren. Dieser Prozess hat immerhin drei Jahre Songwriting beansprucht.
Mit ihrem neuen Album „Epiphany“ zeigen CAMP JASON der ganzen Welt, oder zumindest dem Teil der Welt, der es hören will, ganz klar, dass sie ihre klischeehafte Metalcore-Vergangenheit mit dem vor vier Jahren erschienen Album „Get Rid Of It“ hinter sich lassen wollen, um eine neue musikalische Reise zu starten.

Diese Reise beginnt mit dem Lied „Tools Of Doom“, dessen eingängige Melodie, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Lied zieht, auch noch zwei Tage nach dem Hören nicht aus meinem Kopf verschwinden wollte.
Trotzdem wirkt dieser erste Track zusammen mit ein paar anderen Liedern des Albums künstlich in die Länge gezogen. Da wünscht man sich eher ein passendes und früheres Ende.
Die Reise geht weiter. Besonders überraschend sind die Clear Vocals, die man zum Beispiel in dem Lied „S.C.A.T.“ genießen darf. Da wird einem plötzlich bewusst, dass der Sänger, der sich sonst im Stil von HEAVEN SHALL BURN die Seele aus dem Leib screamt, auch noch schön singen kann.

Den Bremern scheint es außerdem wichtig zu sein, ihre Messages klar und deutlich zu vermitteln, was dem Hörer mit der Zeit jedoch schnell auf die Nerven gehen kann. Bei dem Lied „The End“ screamt der Sänger gegen Ende pausenlos „This Is The End!“. Da fragt sich so mancher Hörer schon mal, ob seine CD einen Hänger hat.
Doch das war nicht „The End“, denn CAMP JASON setzen ihre Reise unbeirrt fort. Jetzt geht es in eher fernöstliche Gebiete. Zu der Melodie von „Abu Dun“ könnte man glatt seine Hüften schwingen und orientalisch tanzen.
Wenn sich der Hörer davon erholt hat, wartet schon die nächste Überraschung auf ihn. Manche Tracks, wie zum Beispiel „Optik“, haben deutliche Death Metal-Einflüsse, die gut gelungen sind und keineswegs gestellt wirken.

Nach knapp einer Stunde endet diese musikalische Reise namens „Epiphany“ dann. Die Jungs von CAMP JASON haben mit diesem Album ihr Ziel erreicht. Sie sind durch die Ausflüge in alle möglichen Musikrichtungen erfolgreich aus der Mainstream-Metalcore-Schublade, in die sie anfangs gesteckt wurden, entflohen. „Epiphany“ ist ein vielschichtiges Album, das sich von den meisten anderen Metalcore-Alben ganz klar abgrenzt.

14.04.2010
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