Cancer - The Sins Of Mankind

Review

Auch wenn es auf dem Cover von „The Sins Of Mankind“ vergleichsweise gesittet zugeht, zeigten sich die britischen Todesschergen CANCER anno 1993 noch nicht von der bereits teilweise um sich greifenden Neuausrichtung der Death-Metal-Szene beeindruckt. Selbst wenn hier keine Macheten in Schädel versenkt werden oder plakativ-peinliche Sensenmänner die Hülle zieren, so ist die Musik auf „The Sins Of Mankind“ doch knallig und knackig wie zuvor. CANCER zeigten sich allenfalls gereift, aber noch lange nicht handzahm wie zwei Jahre später auf dem vierten und für lange Zeit letzten Album „Black Faith“.

Zunächst der Sound: Simon Efemey und Pete Coleman haben „The Sins Of Mankind“ endlich einen homogenen Klang verpasst, bei dem einzelne Instrumente nicht mehr so dominant hervorstechen wie zuvor. Insofern hat sich der Wechsel in ein heimisches Studio anstatt des Morrisound durchaus gelohnt.

Dann die Songs: Die sind geprägt von zahlreichen Riffs, die teilweise kompliziert klingen, in den besten Momenten aber erfrischend einfach gehalten sind, wie in „Pasture Of Delights – At The End“. Und mit dem flotten Opener „Cloak Of Darkness“ hätte jede Band live ein Massaker angerichtet. Andererseits haben CANCER aber mit den meisten Songs eben nur nette Musik abgeliefert, gerade wo viele Bands bereits ihre Klassikeralben veröffentlicht hatten. Das ist alles ganz gediegen und gelungen, aber um damit wirklich aus der Masse hervorzustechen, waren bereits ein paar Jahre zuviel ins Land gezogen.

Stellvertretend dafür steht ein Song wie „Patchwork Destiny“, der gewisse Ähnlichkeiten zu ENTOMBEDs „Clandestine“ (und hier insbesondere zu „Stranger Aeons“) zeigt. Letztlich wird damit auch klar, warum CANCER mit „The Sins Of Mankind“ nicht mehr der große Wurf geglückt ist: Andere Bands waren in ihrer Entwicklung halt schon weiter (eine Entwicklung, die übrigens erst im Rückblick einen negativen Beigeschmack bekam, endete sie doch in blutleeren Alben und einer allgemeinen Ziellosigkeit).

„The Sins Of Mankind“ jedenfalls ist ein gutes Album einer damals bereits gereiften Band, das in dieser Form allerdings runde zwei Jahre zu spät kam. Für den kommerziellen Durchbruch war der Zug bereits abgefahren (abgesehen davon, dass das Album auf dem unbedeutenden Restless Records-Label erschien), und deshalb blieben CANCER auch damit eine Band der zweiten Riege.

07.08.2014

- Dreaming in Red -

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