Chemia - Let Me

Review

Das zweite Album „Let Me“ der polnischen Rocker CHEMIA versucht, mit modernem Rock zu überzeugen. Dieser trägt eindeutig eine US-amerikanische Prägung, schnuppert gelegentlich Southern-Rock-Luft und atmet Post-Grunge. Dass die Band zu Hause unter anderem schon an der Seite von Bands wie DEEP PURPLE, GUNS N‘ ROSES und THREE DOORS DOWN aufgetreten ist, spricht wenigstens mal dafür, dass der Sound der Polen gut ankommt.

Das ist dann eigentlich auch das Problem mit „Let Me“. Es ist an einigen Stellen zu gewöhnlich geraten, was angesichts der Tatsache, dass CHEMIA sich im Gegensatz zum Vorgänger „The One Inside“ rein spieltechnisch nochmal steigern konnten, gleich doppelt ärgerlich ist. Es gibt richtige Kracher wie das einleitende „Fun Gun“, bei dessen wuchtigem Refrain es einem schon mal die Matte glatt über den Schädel föhnen kann. Auch wissen die Riffs und Hooklines von „The Luck“, „I Love You So Much“ und „The Shadow“ zu überzeugen.

Dennoch geizen CHEMIA mit Alleinstellungsmerkmalen. Mit dem für Post-Grunge typischen Gesang, der in seinen schlimmsten, d.h. cheesigsten, Momenten an Scott Stapp erinnert – man höre den Titeltrack, in seinen besten hingegen durchaus mal für Gänsehaut sorgt, der guten, geschäftigen aber an einigen Stellen wenig kreativen Gitarrenarbeit und dem poppigen, aber immerhin in sich schlüssigen Songwriting werden CHEMIA wohl auch diesmal nicht den Innovationspreis einheimsen. Immerhin: Dank der Produktion von Mike Fraser himself (u.a. AC/DC) knallt das Album ordentlich aus den Boxen.

Man kann das Ganze natürlich auch positiver formulieren: „Let Me“ ist eine gesunde Alternative zu all dem Rock-Ramsch – namentlich etwa NICKELBACK und SUNRISE AVENUE, der seit längerem in den Charts herumgeistert. CHEMIA halten dagegen und haben ein gutes, abwechslungsreiches Album veröffentlicht, das hochwertiges Chartmaterial darstellt. Nicht mehr, aber definitiv auch nicht weniger.

05.10.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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