Chevalier - Destiny Calls

Review

So, wie CHEVALIER nach einem Intro in „Destiny Calls“ einsteigen, so steigen andere Bands nach anderthalb Stunden Konzert vollkommen over the top aus ihrem Set aus: Alle hauen einfach noch mal ordentlich drauf. Kurz darauf kommt Sängerin Emma Grönqvist mit einem wenig konservatoriumstauglichen, aber lichterloh brennenden Schrei – den man vom abermaligen Aufjaulen der Gitarren kurz darauf nur vage unterscheiden kann. Dazu halsbrecherisches Tempo, alles kracht und quietscht. All systems go.

„Destiny Calls“ ist ungekämmt und ungezügelt

HELLOWEENs „Walls Of Jericho“ klingt im Vergleich wie der brav gescheitelte große Cousin beschwingt auf dem Weg zum Beatlokal – während sich CHEVALIERs „Destiny Calls“ mit wildem Blick den Weg in die nächste Kellerkneipe fräst. Etwas grobmotorisch vielleicht, aber beeindruckend zielstrebig. Der Sound der enthusiastischen Finnen und der ebensolchen Finnin ist dabei immer noch Speed Metal – näher an genannten Hamburgern in ihren reuelosesten Jugendzeiten oder ihren Landsleuten RANGER als an bekloppten Thrash-Rumplern wie DEATHHAMMER oder ANTICHRIST.
Die Herangehensweise allerdings ist die gleiche: Zwölf Espresso und ab dafür! Pro Person. Entscheidend ist, wieviel Adrenalin, blitzende Augen und Herzblut aufs Band kommen. Egal ist, ob das alles immer hundertpro gelernt und geprobt klingt. Letzteres wäre sogar kontraproduktiv.

Und CHEVALIER sind keine edlen Drachenreiter

Denn wir sind hier ja nun einmal nicht bei DRAGONFORCE. Die haben zwar auch was, aber garantiert keine ollen Muskelshirts, Dreifach-Patronengurte und eine vierstellige Demosammlung aus den Achtzigern. Das ist bezogen auf CHEVALIER zwar auch Spekulation und könnte durch wenigstens ein paar Worte zu konkreten Merkmalen bestimmter Songs von „Destiny Calls“ ersetzt werden. Aber ehrlich: Wer braucht das?

Konzessionsentscheidung: Es gibt einen ganzen Arsch voll Intros. Und “ A Warrior’s Lament“ ist gegen Ende eine knapp achtminütige Heroen-Hymne mit ordentlich klassischem Metal auf der Fahne. Wobei CHEVALIER ihren nur kurz unterbrochenen gestreckten Galopp natürlich auch hier kaum auf edlen Rappen antreten. Sondern eher auf den Stärksten aus diesem komischen Straßenköter-Rudel, denen man schon deshalb nicht zu nahe kommen möchte, weil sie garantiert schon immun gegen die ganzen Tollwut-Gift-Köder sind, die sie über die Jahre verschlungen haben.

Nettes Album.

03.05.2019
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