Creeper - Sanguivore

Review

Nachdem Frontmann William von Ghould am Ende von CREEPERs letzter Konzerttour bei einer inszenierten Enthauptung seinen Kopf verlor, kehren er und der Rest der Truppe nun als Vampire wieder. Aus dem Reich der Untoten bringen uns die fünf Blutsauger ihr Vampirepos „Sanguivore“ mit, auf dem sie die Grenzen ihres Sounds weiter ausdehnen und dem Ganzen einen schauerlich düsteren Anstrich verpassen.

CREEPER tragen ihre Referenzen selbstbewusst und gekonnt zur Schau

Einen einseitigen Musikstil konnte man CREEPER ja noch nie unterstellen, doch nun gehen die Briten auf ihrem Konzeptalbum, dessen Erzählung von der Vampirin Mercy handelt, noch einen Schritt weiter und scheinen sich zu getrauen, was sich schon auf vorherigen Alben an so mancher Stelle angedeutet hat. So beginnt CREEPERs drittes Werk gleich mit dem epischen, neunminütigen „Further Than Forever“, einer theatralischen Rock-Oper, die stark an MEAT LOAFs „Bat Out Of Hell“-Album erinnert. Bei „Chapel Gates“ lassen CREEPER ihren ursprünglichen MISFITS-Punk wieder mit einfließen.

Doch sind es vor allem Gothic- und Darkwave-Einflüsse, die sich durch das Album ziehen. Produzent Tom Dalgety (GHOST) spielte dabei laut Band keine unwichtige Rolle, denn er sei es gewesen, der es den Musikern ermöglichte, sich voll und ganz der Welt des 80er-Jahre-Gothic-Glamours hinzugeben. Dementsprechend hinterlassen SISTERS OF MERCY, THE DAMNED oder DEPECHE MODE auf dem ganzen Album ihre Spuren. „Black Heaven“ beispielsweise könnte man sich mit seinen düsteren, elektronischen Elementen gut als Soundtrack eines Vampirfilms, etwa „The Lost Boys“ vorstellen. Ebenso düster, wenn auch eine Spur poppiger, kommen „Teenage Sacrifice“ und „Cry To Heaven“ daher. „The Ballad Of Spook & Mercy“, eine mörderische Ballade à la NICK CAVE, fügt sich nur zu gut in dieses Sammelsurium verschiedenster Stile ein.

Trotz allen offensichtlichen Einflüssen ihrer musikalischen Vorbilder klingen CREEPER niemals wie ein Abklatsch jener. Stattdessen gelingt es ihnen, den wilden Mix aus Stilen geschickt zusammenzufügen und einen eigenen Sound zu kreieren. Schon allein der facettenreiche, großartige Gesang von William von Ghould sorgt für einen eigenen Charakter. Passend dazu bringt Gitarrist Ian Miles seine Gitarrenparts mal in Form von melodischen Solos, mal als metallische Riffs ein. Der Hintergrundgesang von Keyboarderin Hannah Greenwood verstärkt an den richtigen Stellen nochmals den Gothic-Effekt der Musik. All das wird letztlich veredelt von der bombastischen Produktion von Tom Dalgety.

„Sanguivore“ hat das Potenzial zum Hit-Album

Scheint also so, als habe es sich gelohnt, dass die Band es gewagt hat, sich in überladene, ausufernde Gebiete zu wagen, denn auf „Sanguivore“ reiht sich ein potenzieller Hit an den anderen und Langeweile kommt hier ganz sicher nicht auf. Bleibt zu hoffen, dass uns die fünf Vampire noch eine Zeit lang erhalten bleiben, bevor sie sich selbst und ihre Musik wieder neu erfinden.

 

08.10.2023
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