Criminal - Sacrificio

Review

“Sacrificio” ist das bereits neunte Studioalbum von CRIMINAL in ihrer 30-jährigen Karriere. Es umfasst zwölf kompromisslos harte Tracks und ist eine Rückbesinnung auf ihre Wurzeln.

Aufstand als Inspiration

Während der Aufnahmen zu “Sacrificio” kam es in Chile, dem Heimatland der Band zu einem sozialen Aufstand. Proteste gegen Korruption, Ungleichheit und den schlechten Lebensstandard ließen die Bürger auf die Straße gehen. Seit 2019 gab es Tausende von Verhaftungen, Dutzende von Todesfällen und Berichte über Menschenrechtsverletzungen. Laut Promozettel beeinflussten die zivilen Aktionen und der vehemente Zorn den kreativen Songwriting-Prozess der vier Mitglieder von CRIMINAL maßgeblich. Obwohl es eine tiefe persönliche Verbindung zum lyrischen Inhalt gibt, entfalten sich die Ereignisse eher aus der Perspektive eines Zuschauers.

Rückbesinnung auf alte Tugenden

Die chilenische Kultur fließt auch auf andere Weise in das Album ein. Der Sound von “Sacrificio” hat ein starkes perkussives Element, das mitunter seine lateinamerikanischen Wurzeln verrät. Gepaart mit einigen Anspielungen auf die 90er Jahre, sowohl was die Kompositionen als auch die Produktion betrifft, haben CRIMINAL auf diesem Album ihren ureigenen Stil gefunden. Der daraus resultierende Sound ist natürlich, rhythmisch, organisch und fängt alles ein, was die damalige Extrem-Metal-Szene der 1990er Jahre auszeichnete.

Mit CRIMINAL ist nicht mehr zu spaßen

Die Scheibe beginnt mit dem starken Eröffnungsduo “Live On Your Knees” und “Caged”, welche erbarmungslos nach vorne brettern und diese spürbare, angestaute Wut und Ungerechtigkeit in die Welt hinausschreien.

“The Whale” beginnt grooviger, aber nicht minder schnell, sorgt aber durch die Tempovariationen für Abwechselung. Starker Einstand in das Album.

Sänger und Gitarrist Reisenegger und der Gitarrist Sergio Klein bilden eine formidable Zweierkombination. Ihre Death-Metal-Härte und Thrash-Metal-Intensität wird kompromisslos und mit einer klaren Hardcore-Attidüde vorgetragen.

Es folgt der erste von zwei spanisch gesungenen Tracks mit “Zona De Sacrificio”. Hier kommen die besagten Hardcore-Einflüsse gut zur Geltung und durch die Muttersprache klingt es noch eine Spur wütender und aggressiver.

“After Me The Flood” hat einen groovigen, schleppenden Mittelteil, der diesen Track besonders hervorhebt, bevor ein grandioses Gitarrensolo den Song beendet.

“Dark Horse” prescht einfach nach vorne und entwickelt sich dann sehr interessant weiter. Die feinen Gitarren-Leads und das anschließende Solo steuern auf ein tolles Break in der Mitte des Songs hin. Dabei wird dann das Tempo merklich gedrosselt und der Song wird deutlich aufgewertet.

Prügelattacken wie “Theocracy” und “Zealots” wirken hingegen uninspirierter. Nach mehrmaligem Hören sorgen da auch das sehr hohe Tempo und die Blastbeats eher für Langeweile statt für Abwechselung. Obwohl hier einige Spoken-Word-Samples in der Mitte von “Theocracy” dann doch für etwas Atmosphäre sorgen, sind es leider auch die Minimal-Refrains, die am Ende nicht überzeugen.

Mit “Sistema Criminal” folgt der zweite spanisch gesungene Track und stellt ein weiteres Highlight des Albums dar. Leider ist dieser nur sehr kurz geraten und wird auch noch ausgeblendet.

“Age Of Distrust” erinnert dann mal wieder an SEPULTURA und “Hunter And The Prey” hat einen tollen Groove, wirkt sehr finster mit einem melodiösen Solo im zweiten Teil des Stückes. Das sorgt durchaus für Abwechselung.

“Ego Killer”, das letzte Stück des Albums ist kein schlechter Abschluss eines guten Thrash-Albums mit den bereits genannten genreübergreifenden Stilrichtungen. Ein sehr melodisches Solo in der Mitte des Songs läutet das Ende des Albums ein, bevor noch einmal der mit einem Hall versehene Refrain wiederholt wird.

Sacrificio” ist ein Musterbeispiel für effiziente Brutalität

In den letzten 30 Jahren hat die Geschichte von CRIMINAL viele Wendungen genommen, aber mit Sacrificio klingen sie überzeugender denn je.

CRIMINAL haben die Kluft mit “Sacrificio” zwischen Old-School- und modernem Extrem-Metal gekonnt überbrückt und liefern dabei einen brutalen, aggressiven Tiefschlag, der durch einen Aufstand in der realen Welt angeheizt wurde.

Sie gehen sehr authentisch und kompromisslos zu Werke. Bei aller Brutalität sind es außerdem die abwechslungsreichen Gitarrenleads oder Soli, die jedem Song einen individuellen Stempel aufdrücken. Durch die Verwendung von einfachsten Minimal-Refrains können aber leider nicht alle Songs auf ganzer Linie dauerhaft überzeugen. Dennoch ein starkes Album einer Band, die eigentlich mehr Beachtung verdient hat. CRIMINAL bleiben sich stets treu und liefern eine explosive Mischung aus purem Death, Thrash und authentischem Hardcore ab.

17.09.2021
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