The Cryptex - Once Upon A Time

Review

CRYPTEX streicheln die Seele

Aus dem Pressetext zu “Once Upon A Time” von CRYPTEX:

„Musik klingt bekanntlich immer dann am eindringlichsten, wenn sie Neugier weckt und nicht nur vorgefertigte Antworten liefert. Wenn sie die Seele streichelt, anstatt ausschließlich den Intellekt zu kitzeln. Wenn sie den Mut zur schonungslosen Offenbarung besitzt und couragiert in die Tiefe geht, anstatt ängstlich an der Oberfläche zu bleiben. Auf “Once Upon A Time“ vereinen CRYPTEX all diese Fähigkeiten.“

Oha, hier wird geklotzt, nicht gekleckert! Der geübte Musikjournalist erkennt hier sofort Werbe-Sprech und schonungslose Übertreibung, was ihm maximal ein müdes Lächeln entlockt. Als dann die Musik jedoch zu spielen beginnt, muss allerdings auch besagter Schreiberling zugeben, dass der Pressetext eine ziemlich treffende Beschreibung dessen abliefert, was die Hörerschaft auf “Once Upon A Time“ erwartet.

Die Musik in all ihrer Vielfalt

CRYPTEX zelebrieren auf ihrem dritten Album die Musik in all ihrer Vielfalt, ohne sich dabei in absurden Spielereien zu verlieren. Assoziationen an MUSE, GHOST oder sogar QUEEN werden wach, wenn die Band hymnische Progressive-Rock-Epen darbietet, sich dabei in allerlei Genres Elemente ausborgt und gekonnt in die Songstrukturen einflicht. Die Single “Bloodmoon“ verdeutlicht diesen Abwechslungsreichtum durch das packende Klavierthema, den an Gospel erinnernden Refrain und das zwischen knallhart und flehend wechselnde Riffing. Langweilig wird es auch in Songs wie “Reptiles“ nie. Während man zu Beginn ein klassische Hardrock-Nummer erwartet, entwickelt sich der Sound in Richtung Dark Metal, wohingegen das Ende über ein Soft-Rock-Intermezzo den Spannungsbogen mit zunächst wimmernder, dann kantiger Gitarrenarbeit wieder schließt.

Ein stilprägendes Element im Sound von CRYPTEX ist die Stimme Simon Moskons, der sich nicht in seiner kleinen gesanglichen Wohlfühlblase ausruht, sondern Variation zeigt. Hier passiert wirklich etwas in der Darbietung, sowohl in den Höhen als auch in den Tiefen – diese Art der Abwechslung passt daher hervorragend zum Bandsound. Besonders das düster-freakige “Haunted“ und das emotionale “I See It In Your Eyes“ repräsentieren diese Vielseitigkeit.

Das ist Kunst!

“Once Upon A Time“ lebt von Stimmungs- und Tempowechseln, von Gänsehautsmomenten und Dramatik. Symphonische Nummern wie “Two Horned Crown“ überzeugen ebenso sehr wie das stellenweise brachiale “Body Language“ und der cineastische Outro-Doppelschlag “A Mo(u)rning“ und “Leaving“. CRYPTEX haben sich für dieses Album fünf Jahre Zeit gelassen und demonstrieren eindrucksvoll, wie man diese Zeit nutzen kann, um an der Qualität der Musik zu arbeiten. “Once Upon A Time“ ist intensiv, mitreißend und musikalisch anspruchsvoll – CRYPTEX haben hier ein wahres Gesamtkunstwerk geschaffen.

04.05.2020
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