Dark Fortress - Spectres From The Old World

Review

Nach sechs langen Jahren melden sich DARK FORTRESS mit ihrem achten Album „Spectres From The Old World“, nach dem Vorgänger „Venereal Dawn“ von 2014, für welchen die Band damals auch bereits vier Jahre gebraucht hatte, wieder zurück. Gut Ding will Weile haben? Braucht ein kreativer Geist viel Abstand und andere Impulse, um sich wieder neu zu fokussieren? Oder konzentrieren sich die einzelnen Bandmitglieder nun lieber auf ihre anderen musikalischen Betätigungsfelder wie V. Santura beispielsweise mit TRIPTYKON oder als Live-Gitarrist von SECRETS OF THE MOON? Die Liste der Bands und Projekte ist lang. Dann gab es auch noch einige personelle Änderungen nach „Venereal Dawn“ – nach 16 gemeinsamen Jahren verließ Keyboarder Paymon DARK FORTRESS, für ihn kam Phenex (THE RUINS OF BEVERAST, SATYRICON). Auch Bassist Draug ging nach 18 Jahren.

Dem Winterschlaf erwacht, das Feuer neu entfacht – „Spectres From The Old World“ von DARK FORTRESS

„Spectres From The Old World“ klingt kompakter, bissiger und direkter und dadurch weniger progressiv als die beiden Vorgänger „Venereal Dawn“ und „Ylem“, ist dabei aber sehr intensiv, aggressiv, extrem dunkel und kraftvoll. Das machen DARK FORTRESS von Anfang an klar. Das verspielt-vertrackte Intro „Nascence“ leitet über in den ersten Song „Coalescence“, der die Hölle über den Hörer einbrechen lässt. In hohem Tempo mit massiven Blastbeats, schwarzmetallischem Riffing, fiesem Gesang, wild, roh, ungezwungen, brutal und präzise, dabei aber mit dezenten kalten Gitarrenmelodien veredelt. Ein abgründiger, knüppelharter Black Metal Brocken. Kontrast folgt gleich – „The Spider In The Web“ kombiniert direktes CELTIC FROST Riffing mit ruhigem, melodischem, sehr atmosphärischem und fast schon fragilem Abschnitt, im Gesamten der wohl eingängigste und straighteste Song auf „Spectres From The Old World“. Der expansive, direkte Titelsong rast dann wieder frostig im ICE-Tempo mit schrammeligen Gitarren, für Puristen genau richtig! Das massive „Pali Aike“ beginnt doomig schleppend, die Riffs erinnern an neuere SATYRICON, dazu ein wenig avantgardistisches, während „Pazuzu“ eingängig knüppelt. Das mantraartige „Isa“ ist dann wieder spannender, beginnt mit atmosphärisch cleanen Gitarren und zeigt viele Facetten der dunklen Klangwelten von DARK FORTRESS, inklusive dem melodischen Gesang von Morean. Wie ein blutroter Faden zieht sich die Struktur durch das Album, dass einem schnellen Song ein langsamerer folgt. Entsprechend verhält es sich auch mit dem speedig thrashigen „Pulling At Threads“ und das gemächlichere, an BORKNAGAR erinnernde „In Deepest Time“. Abgeschlossen wird „Spectres From The Old World“ mit dem zweieinhalbminütigem Zwischenstück „Penrose Procession“ mit cleanen Gitarren, „Swan Song“ mit tollen Chören, stilvoller Raserei und melancholischen Keyboards sowie das Outro „Nox Irae“ ebenfalls mit Chören und Glockengeläut.

Eine gelungene Rückkehr!

„Spectres From The Old World“ ist der Spagat zwischen straightem, rasendem Black Metal sowie wohl dosierter Experimentierfreudigkeit und Komplexität, in welcher typische Strukturen auch mal aufgebrochen werden, wobei das schwarzmetallische Fundament nicht wirklich verlassen wird. Ein vielschichtiges, abwechslungsreiches Album, das aber auch etwas Zeit zur Auseinandersetzung benötigt.

03.03.2020

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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