Dark Suns - Swanlike

Review

Opeth, Opeth, Opeth. Es geht etwas wie ein Vorwurf einher, wenn man auf den Unterton der eingefangenen Stimmen zu dem hier vorliegenden Dark Suns-Output achtgibt. Ruht da eher Fluch oder Segen über den weiten Klängen der fünf Leipziger? Natürlich gibt es weit breiter gestreute Facetten in ihrer Musik, aber die Fan- wie Kritiker-Gemeinschaft scheint sich nach einem unsichtbaren Verdikt auf die OPETH-Analogie eingeschossen zu haben – sei’s drum. Einen „Schuldigen“ zu suchen, ist jedenfalls mangels erkennbaren Verfehlens kaum sinnreich. Denn jenseits aller Analogien: Dark Suns erweisen sich mit ihrem Debüt (nach dem ‘98-er Demo „Below Dark Illusion“) als souveräne Fürsten der mollversunkenen Schwermut. Die oft weitflächigen Schleier offen tragender Gitarren-Hamonien formen ein weißes Winterpanorama, aus dem sich die nebelverklärten Konturen sanfter Synthies abzeichnen. Wie Neuschnee auf Tannenzweige senkt sich das Piano auf die ohnehin elegische Atmosphäre und spielt als liebevolle Ergänzung dem cleanen Gesang von Drummer und Vocalist Niko Knappe zu. Als Bestätigung, dass dieser auch die finstere Seite der im Bandnamen zum Ausdruck gebrachten Ambivalenz der Band beherrscht, wälzt er nicht selten den mörderischen Schlamm aus seiner Kehle, der dank gestandener Aggression jedem Kritiker das Kieferspiel planieren dürfte. Dann wehen in oft verspielter, aber unaufdringlicher Rhythmik zugleich jene eisig aufkommenden Böen der Instrumente über den Hörer hinweg, deren gravitätische Schwere derer KATATONIAs qualitätiv standzuhalten vermag – bevor eine verträumte Windstille akustischer Gitarren und wie aus der Ferne vernommenem Gesang wieder in winterlich verträumten Frieden entlässt – der übrigends in Songs wie „Suffering“ auch mal an TYPE O NEGATIVE erinnern mag. – Ungeachtet all dieser wohlig und kunstgerecht zelebrierten Romantik und ihrer kompositorischen Qualität, beschmutzt jedoch leider eine etwas kraft- und identitätslose Produktion die weiße Pracht. Übersteuerte Gitarren und ein leiser, entkräfteter Drumsound bleiben weit hinter den Anforderungen angesichts der acht jeweils eposartigen Kompositionen zurück (was man einer arbeitsintensiven Eigenproduktion aber irgendwie gerne verzeiht). Besonders fällt dieser Schwäche das Highlight „Inside Final Dreams“ zum Opfer, dass trotz seiner etwas kitischigen Lyrics („…and after many a summer dies the swan.“) durch ein zauberhaftes Harmonie-Strickwerk beeindruckt, kunstvoll verwoben durch ein rhythmisches Verwirrspiel. – „Swanlike“ verzaubert durch ein spannendes und gleichsam entspanntes Sich-Zeit-nehmen, durch wunderschöne, wenn auch bislang „nur“ stellenweise gänsehautfähige Melodien, durch ANATHEMAtische Melancholie… – und in diesem Kontext Opeth nicht als Einfluss zu nennen, erinnert mich nun etwas an das gute alte „Tabu“-Spiel…

23.06.2003
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