Deviated Presence - Falls Passage

Review

Eine kleine Anekdote vorab. Vor zwei Jahren sprach mich ein sichtlich aufgebrachter Felix Gebhart während eines Festivals auf mein Opeth-Shirt an und versuchte durch Mundpropaganda sein damals im Alleingang eingetütetes 3-Track Demo zu vermarkten. Zufälle gibt es immer wieder, so liegt mir nun zwei Jahre später, das erste komplette Album vor. Warum mich Felix Gebhart damals aufgrund des Opeth-Shirts angesprochen hat, erklärt sich mit „Fall’s Passage“ von selbst. Musikalische Gemeinsamkeiten zu der Übermacht aus Schweden sind überall zu finden. In wie weit dieser Vergleich den Jungs allerdings dienlich ist bleibt abzuwarten, wie die weitere Entwicklung verlaufen wird. Die dargebotenen Songs bergen durchaus Eigenständigkeit, bedienen sich aber mal mehr mal weniger am musikalischen Fundus ihrer Helden. Progressive Gitarrenarbeit, ein Wechselspiel aus episch melancholischen Parts und aggressiven angriffslustigen Frickel-Parts charakterisieren das Schaffen von Deviated Presence. Soweit so gut, es passt eigentlich fast alles zusammen, aber eben nur fast. Stellenweise wirkt die Ähnlichkeit zu Opeth mit der Brechstange herbeigeführt, man bekommt das Eisen allerdings nie wirklich zwischen Tür und Angel, so dass den Jungs auf „Fall’s Passage“ doch ein Großteil der Kreativität ihrer Vorbilder verborgen bleibt. Keine Frage, Deviated Presence haben ein durchaus beachtliches musikalisches Dokument ihrer Fähigkeiten abgelegt, stolpern aber in regelmäßigen Abständen über den Schatten des schwedischen Großmeisters, der in Sachen Breaks, Harmonien, dem Arrangement der Stücke und nicht zuletzt durch die markante Stimme des Herrn Akerfeld um einige Längen voraus ist. Doch keine Angst, wer sich mit dem Gedanken trägt, das mit 7 Euro erschwingliche Scheibchen zu erwerben, wird keinesfalls enttäuscht sein, denn in Kompositionen wie „The Mist“ oder „Shadows“ stecken wirklich beachtliche Ansätze und wenn man es als Hörer schafft, den Vergleich zu Opeth etwas außen vorzulassen, auch wenn dies nicht einfach ist, wird man mit einem wesentlich gesteigerten Hörerlebnis belohnt. Wer weiß, die Truppe ist noch jung, hat Potential und liegt schon jetzt wesentlich näher an ihren Vorbildern, wie es diese Bohlen Jünger je sein werden. Einzig und alleine das wirklich misslungene Cover des 80er Pop-Klassikers „The Riddle“ von Nick Kershaw wirkt deplatziert und ist für mein Empfinden einfach nur mies umgesetzt.

09.03.2004
Exit mobile version