Dir En Grey - Dum Spiro Spero

Review

DIR EN GREY aus Japan galten schon immer als Ausnahmeband; als Band, die Konventionen brach, Genre-Grenzen sprengte und die musikalisch (und früher auch optisch) stets nach neuen Extremen suchte. Ihre Phase als Magnet für überwiegend junges weibliches Publikum haben DIR EN GREY glücklicherweise hinter sich gelassen und auch die Zeit, in der die Japaner stumpfen, massentauglichen Nu Metal kredenzten, ist Gott sei Dank vorüber. Was die fünf Musiker stattdessen auf ihrem neuen Werk “Dum Spiro Spero” präsentieren, ist schlichtweg anspruchsvoller Metal, der sich in keine Schublade stecken lässt, die Bezeichnung “extrem” jedoch noch immer mehr als verdient.

Dabei lässt sich die Musik DIR EN GREYs auf “Dum Spiro Spero” noch recht schnell beschreiben: Geboten wird eine komplexe, verworrene und fordernde Mischung aus sehr progressivem Death, Black und Doom Metal mit Core- und Gothic-Anleihen, garniert mit Synthie-Einsprelgseln, die für die besonders düstere, geheimnisvolle Atmosphäre sorgen. In Tempo und Rhythmus variieren DIR EN GREY, wo sie nur können, halsbrecherisch rasante, brutale Parts folgen auf schwelgerisch langsame, gefülvolle oder atmosphärisch rockige Passagen, die Übergänge sind stets überraschend, unerwartet, doch gleichermaßen geschickt arrangiert und stets passend, nur selten wirken die plötzlichen Wendungen etwas aufgesetzt und übertrieben progressiv. Geschickt zeigen sich die Japaner auch an ihren Instrumenten, denn obwohl die Herren auf ihren Promo-Fotos noch immer wie Teenager aussehen, hat die Band inzwischen immerhin fast 15 Jahre auf dem Buckel und die in dieser Zeit gesammelte Erfahrung hört man dem Album absolut an.

Das Besondere an der Band und mithin natürlich auch an “Dum Spiro Spero” ist jedoch der außergewöhnliche Gesang von Fronter Kyō, der immer das Markenzeichen DIR EN GREYs war und bleiben wird. Der Sänger fabriziert mit seinem Ausnahme-Organ so ziemlich alles, was man mit einer Stimme nur machen kann: Schrilles Gekreische, durchdringende Growls, Pig Squeals und zahlreiche Laute (anders lässt sich das wirklich nicht beschreien), höher, tiefer, aggressiver und extremer wie fast alles, was der Metal-Markt in diesem Bereich zu bieten hat, gibt es gleichermaßen zu hören wie andersweltlichen Gesang, mal zart und schwebend, mal kraftvoll und intensiv.

Diese Melange ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig und speziell und ich bin immer wieder erstaunt, wie DIR EN GREY in den vergangenen 15 Jahren eine so große Fangemeinde um sich scharen konnten; ich könnte die Band nämlich ausschließlich Liebhabern oder denen, die einen Hang zum Außergewöhnlichen und Extremen haben, empfehlen. Dennoch gilt es, diese erneut beeindruckende Leistung, die nur wenig Raum zu objektiver Kritik bietet, zu würdigen, eine Kaufempfehlung verdient “Dum Spiro Spero” allemal.

04.08.2011
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