Dödsrit - Spirit Crusher

Review

Keine zwei Jahre ist es her, da wurden DÖDSRIT im verschneiten schwedischen Hinterland gegründet. Einziges Bandmitglied ist Christoffer Öster, der zuvor Gitarre in der Hardcore-Punk-Band TOTEM SKIN spielte, bevor diese sich auflöste. Seine kreative Energie steckte Öster daraufhin in DÖDSRIT, eine Mischung aus Black Metal und Crust Punk. Das Ergebnis war ein selbstbetiteltes Album, aggressiv und melodisch, allerdings auch gestreckt durch unterbrechende Akustik- und Ambient-Passagen.

Mit „Spirit Crusher“ liegt nun das zweite Album von DÖDSRIT vor. Der eingeschlagene Weg wird auf diesem Album konsequent weiter gegangen und ausgebaut. Andere Black-Metal-Crust-Hybride wie MARTYRDÖD oder WILDSPEAKER vermischen die rotzigen und rockigen Elemente von Black Metal und Crust zu pechschwarzen Nackenbrechern. Bei DÖDSRIT hingegen dominieren lange und melodische Downtempo-Nummern, in denen nur vereinzelt auf das Gaspedal gedrückt wird.

DÖDSRIT mischen melodischen Black Metal und aggressiven Crust Punk.

Die Black-Metal-Einflüsse von DÖDSRIT sind also bei musikalisch eher zurückhaltenden Bands wie NEHËMAH oder XASTHUR zu finden. Außerdem spielt die weite und menschenleere Natur von Christoffer Östers Heimat eine Rolle beim Songwriting. „Ich würde sagen, dass ich es nicht ertrage, in Städten oder anderen belebten Orten zu sein„, erklärt er seinen Hintergrund. „Es ist so erleichternd und befreiend zu wissen, dass du jederzeit in den Wald gehen und dort tagelang bleiben kannst, ohne andere Menschen zu sehen. Da draußen ist eine fast schon eskapistische Ruhe, die du nirgendwo sonst findest. Das ist der perfekte Nährboden für Kreativität, zumindest für mich„.

Die vier Songs auf „Spirit Crusher“ lassen den Zuhörer also nicht ohne Grund in die Atmosphäre eines menschenleeren Waldes eintauchen, in dessen Einsamkeit Frieden und Verzweiflung nahe beieinander liegen. So schwankt die Musik zwischen erhabenen Black-Metal-Melodien und stellenweise ausbrechendem Crust-Geknüppel. Im Gegensatz zum Debüt wurde dessen Gebrauch jedoch runtergeschraubt und es kommt nur noch vereinzelt vor.

„Spirit Crusher“ vermittelt Einsamkeit und Weltferne.

Allein, die Spannung will nicht immer ganz aufrecht erhalten bleiben. Der Opener „Aura“ schafft es noch, die unterschiedlichen Einflüsse stimmig unter einen Hut zu bringen, ebenso wie der abschließende Titeltrack „Spirit Crusher“, der aber vielleicht fünf Minuten zu lang ist. Zu oft taumeln DÖDSRIT ziellos durch die Wildnis, werden die Songs mit langgezogenen Riff-Aneinandereihungen gestreckt. Manchmal wirkt dies zwar durchaus hypnotisch auf den Zuhörer, leider aber auch immer wieder etwas langweilig. Dennoch entsteht, nicht zuletzt dank des glasklaren aber nicht aufdringlichen Sounds, eine dichte, etwas entrückt wirkende Atmosphäre.

„Spirit Crusher“ ist ein mehr als nur solides Album geworden, bei dem das kreative Potenzial von DÖDSRIT spürbar ist, sich aber leider nur selten voll entfaltet. Sicher, im richtigen Moment und mit der passenden Stimmung lädt es zum Versinken ein. Es besticht auch durch seine stimmungsvolle Atmosphäre, ist aber kein Album für die Ewigkeit – eher für eine ruhige Dreiviertelstunde, die man bei einer Wanderung im Wald innehält.

23.09.2018
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