Don Airey - All Out

Review

Die alten Säcke kriegen doch tatsächlich den Rand nicht voll. Nach DEF LEPPARD-Gitarrero Phil Collen mit MANRAZE und DEEP PURPLE-Basser ROGER GLOVER mit seinem neuen Soloalbum legt jetzt Tastenhexer DON AIREY, der sein Geld sonst ebenfalls bei DEEP PURPLE verdient, mit „All Out“ nach.

Dabei macht er kräftig einen auf dicke Hose. Was der Mann an seiner Hammondorgel und den weiteren etwa zwei Dutzend Tasteninstrumenten abfeiert, ist in etwa vergleichbar mit der Leistung, mittels eines mobilen Zwei-Kochplatten-Herdes ein Fünf-Gänge-Menü für eine finnische Großfamilie zuzubereiten. Wer da an DEEP PURPLE denkt, sollte sich besser gleich daran gewöhnen, von „All Out“ überfordert zu werden. Hier ordnet sich alles mit einer tiefen Verbeugung der Orgel unter: Das Schlagzeug ist nur zweckdienlich, der Bass liefert nur Fundament, die selten verwendeten E-Gitarren sind nur zur Druckverstärkung da, der – übrigens ziemlich tolle – Gesang von Carl Sentance ist im Grunde nur Dekoration. Sogar die hochkarätigen Gäste, beispielsweise Joe Bonamassa mit einem Solo, dürfen da nicht herausstechen. Alles zusammen bildet die (immer noch herausragende!) Spielwiese, auf der sich Airey wie ein wildgewordenes Kind austobt. „Estancia“, eine Interpretation eines Stückes des argentinischen Komponisten Alberto Ginastera zum Beispiel, ist reinster instrumentaler Prog Rock, den man sich kaum mit Genuss, aber mit offener Kinnlade anhören kann. In die gleiche Kerbe schlagen „B’Cos“, „Right Arm Overture“ oder das abschließende „Tobruk“ und machen damit den Hauptteil des fast einstündigen Albums aus.

Zum Glück gibt es auch immer wieder Songs, bei denen das Hauptinstrument zweckdienlich ist und die durchaus als kernige AOR-Spaßmacher durchgehen: Das eröffnende „The Way I Feel Inside“, „People In Your Head“ oder das in seiner Interpretation deutlich an die ganz frühen Zeiten DEEP PURPLEs erinnernde HENDRIX-Cover „Fire“. Trotzdem ist und bleibt „All Out“ ein hervorragend gemachtes Stück Musik für Kenner, vielleicht sogar nur für Musiker. Aber es ist leider nicht für Hörer geschaffen, die lieber „Black Night“ lauschen.

23.08.2011
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