Elis - Griefshire

Review

Puh. Es fällt schon ziemlich schwer eine ernsthafte Kritik über eine Band zu schreiben, deren Frontsängerin vor Release des Albums gestorben ist. Und nein, ich meine keinen dieser Gothic-Selbstmorde, über den man noch ein paar zynische Witze reißen könnte; sondern ein wirklich trauriges Versterben aufgrund einer Gehirnblutung. Um den Verlust etwas zu lindern: Mit „Griefshire“ hat die Band ihre bisher beste Platte geschrieben.

Und das hat mich im Endeffekt doch überrascht, denn fand ich die Scheibe beim ersten Durchlauf nur dröge, hielt ich sie beim zweiten für einen passablen LEAVES‘ EYES Klon, und konnte erst später gelungene innovative Elemente raushören. Ab diesem Moment machte das Hören dann auch wirklich Spaß, selbst wenn ich Gothic Metal mittlerweile allgemein für etwas ausgenudelt halte. Den einen oder anderen Durchschnittssong gibt es zwar auch hier, aber man ertappt sich beim Hören von „Griefshire“ unablässig dabei, sich ständig auf einen kommenden Song zu freuen. Nach dem NIGHTWISHigen Musteropener „Tales From Heaven Or Hell“, taucht das Album in „Die Stadt“ auch in eine richtig angenehm-seltsame Atmosphäre ein, die ich zu den großen Höhepunkten des Einstünders zählen würde. Ebenso wie die Ballade „Forgotten Love“, die mit ihren seltsam hereinbrechenden Dur/Moll-Wechseln am Anfang noch befremdet, später aber genau deswegen überzeugt. Bei dieser Aufzählung darf auch der Mittelteil nicht vergessen werden, der in richtig dreckig verzerrten Rockriffs explodiert und eine für die Band ungewohnte Härte zelebriert. Ob man sich als Fan davon befremdet fühlen darf sei hingestellt, für Abwechslung sorgt es jedoch auf hohem Niveau.

Am Ende kommt es also doch noch zu dem überraschenden Ergebnis, dass ein LEAVES‘ EYES Klon (mit etwas mehr Gitarre) in einem etwas vor sich hin siechenden Genre, doch noch eine wirklich starke, unterhaltsame Platte auf den Markt hauen kann. Schade, dass dieses Detail in Werbeanzeigen aber wahrscheinlich weniger wert sein wird, als der Tod von Sabine Dünser.

17.11.2006
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