Ellende - Lebensnehmer

Review

Versucht man bestimmten Nationen anhand ihrer aktuellen Bands eine gewisse Emotion anzudichten, versinkt Österreich wohl in Depressionen. ELLENDE machen hier keine Ausnahme, wählen im Vergleich zu ihren Genre-Kollegen und Landsleuten von zum Beispiel KARG oder HARAKIRI FOR THE SKY auf „Lebensnehmer“ aber zumindest einen etwas schrofferen Ansatz.

ELLENDE spielen melancholischen Post-Black-Metal ohne in Selbstmitleid zu versinken

Natürlich sind auch die Jungs aus Graz melodisch, schwermütig und melancholisch, aber sie nutzen die Melodien nicht durchgehend als treibendes Element. Stattdessen kommt ELLENDE zu gute, dass sie neben Post-Black-Metal ein bisschen mehr reinen Black-Metal-Spirit an den Tag legen und ihren Songs so eine spürbaren Hauch Dunkelheit und Kälte verleihen. So zum Beispiel in „Augenblick“. Nicht falsch verstehen, auch „Lebenshemmer“ haftet eine grundsätzlich melancholisch-traurige Stimmung an, nur wird diese nicht dauerhaft in Melodien ertränkt, sondern lässt etwas Raum für Kanten zum Stoßen und auch einige wenige wütend-wüstere Ausbrüche.

„Lebensnehmer“ ist ein wirklich gutes Genre-Album

Trotzdem lässt sich nicht leugnen, dass ELLENDE dem Zeitgeist entspringen und eben jene Post-Black-Metal-Elemente nutzen, die zerbrechlich wirken. Schönheit und Melancholie bedingen sich in diesem Genre schließlich auf elementare Art und Weise. Gelungen an „Lebensnehmer“ ist, dass es eher wehmütig klingt, als nach einer Band, die durchgehend im Selbstmitleid versinkt. Dadurch wirken ELLENDE direkter und offensiver und ja, weniger bemitleidenswert – zum Beispiel in „Die Wege“. Auch wenn, und hier müssen sich die Österreicher an die eigene Nase packen, sie nicht drum herum kommen in ausladende Klanglandschaften zu versinken, die eher einem Selbstzweck dienen, als wirklich atemberaubend zu sein („Ein Stück Verzweiflung“).

Daher bleibt es ein Album, das Genre-Liebhabern das haltbare Versprechen gibt, dass sie sich hier sofort heimisch fühlen. Dass ELLENDE ihr Handwerk verstehen wird allein daran deutlich. Auch wenn „Lebensnehmer“ sicher einige überraschende Wendungen gut gestanden hätte, lässt sich so ein Album eben gut hören – nicht frei von Kitsch, aber eben auch nicht klebrig-schwülstig.

25.03.2019

Chefredakteur

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