Ellende - Triebe

Review

ELLENDE haben die Zeit nach ihrem bislang letzten Album „Lebensnehmer“ genutzt, um etwas in den Archiven zu wühlen. Denn bei „Triebe“ handelt es sich eigentlich nur um einen Re-Release der „Weltennacht“-EP (2013), deren Songs im Klangschmiede E Studio ein deutlich wärmerer und satterer Sound verliehen wurde. Damit macht man zwar nicht viel falsch, es lässt die Kinnlade aber nicht unbedingt tiefer fallen.

ELLENDE klingen nicht so schroff wie zuvor

Gerade weil ELLENDE bei den Neuaufnahmen am Sound geschraubt haben, haben sie etwas von ihrer, für mich besonderen Note eingebüßt. Statt ihrem schroffen Charme zeigen „Triebe II“ und „Winternacht“ ein deutlich breiteres Klangbild, ohne dabei viel mehr auszusagen. Der satte Sound gibt zwar Details preis, aber gleichzeitig auch das Gefühl auf zeitgemäßen und weitestgehend gewöhnlichen Post-Black-Metal zu treffen. Das heißt bei weitem nicht, dass ELLENDE schlechtes Material abliefern. Es mag eher eine persönliche Vorliebe sein, denn ähnlich wie „Winternacht“ ist auch „Zwischen Sommer und Herbst“ dominiert von ausladenden, schwebenden Melodien und treibendem Tempo – kleinere Tempospielerein sorgen zwar für Tiefe, aber auch nicht viel mehr.

„Triebe“ gleitet angenehm dahin

Worauf „Triebe“ am Ende hinausläuft, ist das, was man wohl als Sinnbild für den Genrestillstand nennen kann. Wirkten die flirrenden Klanglandschaften in Kombination mit dem krächzenden Black-Metal-Vocals und einigen rasanten Ausbrüchen vor einigen Jahren fast schon revolutionär, hat man Ende 2020/Anfang 2021 das Gefühl, wenig überraschendes zu erleben. Zweifellos sind die Songs auf „Triebe“ gut arrangiert und ELLENDE bleiben trotz des neuen Soundgewandes auch emotional und authentisch. Zum Leidwesen fallen auf der EP die schmerzenden Kanten weg, sodass die gute halbe Stunde angenehm dahingleitet – zwar ohne seine Zeit zu verschwenden, aber eben auch, ohne neue Erkenntnisse zu erleben.

26.01.2021

Chefredakteur

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