Emigrate - Emigrate

Review

Auf meinen Eindrücken der Snippet-Promo basierend und mit dem interessanten Interview mit Richard Z. Kruspe, dem Schöpfer des RAMMSTEIN-Seitenprojekts EMIGRATE, im Hinterkopf, das ich Ende August mit ihm geführt habe, möchte ich jetzt noch einmal auf das vollständige Album eingehen. Dieses liegt mir nun seit geraumer Zeit vor und rotiert schon seit Tagen im CD-Player, wobei sich der Grundtenor meines Snippet-Promo-Reviews tatsächlich ein wenig geändert hat, denn als Gesamtwerk gesehen und anhand der ungekürzten Songs entfaltet „Emigrate“ durchaus einen gewissen Charme.

Zwar muss sich EMIGRATE – wie bereits im Review zur Snippet-Promo geschrieben – gewisse Vergleiche mit seinem grossen Bruder gefallen lassen, denn der Opener „Emigrate“ gleicht im Rhythmus und Songaufbau dem Song „Sehnsucht“ des gleichnamigen Albums und insbesondere sowohl „Wake Up“ als auch „This Is What“ wecken Erinnungen an RAMMSTEIN, aber zumindest für „Wake Up“ habe ich nach dem Interview Gewissheit, dass die einzige Parallele zwischen diesem Song und RAMMSTEIN’s „Mutter“ darin begründet liegt, dass Richard beide Songs („Mutter“ hat er im Übrigen laut eigener Aussage bereits lange vor RAMMSTEIN geschrieben) mit einem gebrochenen Herzen geschrieben hat. Die restlichen Songs sind jedoch – neben einigen Parallelen zu alternativ klingenden DEPECHE MODE-Abwandlungen – recht eigenständig, wobei das Album an sich sehr geradlinig, ohne grössere Überraschungen, daherkommt. Lediglich das mit arabischen Klängen angereicherte „Resolution“ vermag es einen Aha-Effekt auszulösen.

EMIGRATE entstand aus dem Weggang von Richard aus Deutschland nach New York und so vertont er mit diesem Projekt sowohl die Wärme dieser Weltstadt als auch die Einsamkeit, die er dort erfahren hat, was nicht nur in die Musik einfliesst, sondern sich auch in den Texten wiederspiegelt („…I’m lost in a world of lights…“). Allerdings, wie ich bereits im Review zur Snippet-Promo schrieb, und auch mit dem, was mir Richard im Interview bzgl. Gesangsstunden erzählte, bleibe ich bei meiner Meinung, dass es vor allem am Gesang noch eine Menge zu arbeiten gibt, was vor allem in den ruhigeren Momenten („Babe“, „Temptation“), in denen der Gesang unverfremdet zu hören ist, etwas gewöhnungsbedürftig klingt.

Sollte es sich bei EMIGRATE tatsächlich nicht um eine Eintagsfliege handeln, und wenn die nächsten Songs noch sehr viel eigenständiger werden, könnte hier eine interessante Sache entstehen, denn die Instrumentierung ist erstklassig und auch die druckvolle Produktion überzeugt.

24.09.2007
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