Ephel Duath - The Painter's Palette

Review

Es gibt unterschiedliche Methoden, der derzeit brüllenden Hitze ihren ganz eigenen, bunten Charme zu entlocken. Die biedere Mehrheit sucht den salonfähig gemäßigten Rausch im Biergarten, eine semi-flippige Minderheit selbigen durch Hyperventilieren beim Schlauchboot-Aufpusten am Baggersee – und mutmaßlich ein Bruchteil der Bevölkerung, nämlich der der ganz Mutigen, mit Ephel Duath. Wie CANDIRIA auf Crack kratzen sich die fünf entrückten Italiener durch die Hirnhaut ihrer Rezipienten und bescheren wohl jedem seinen ganz individuellen Höllentrip. Über 46 Minuten bekriegen sich fortwährend hochätzender Acid/Fusionjazz mit ungebremsten Hardcore/Noise-Eruptionen in einem wahnwitzigen Gemenge; das stete Ringen dieser ungleichen Gegner, die Haken über Haken schlagen, hat seine Ursachen: Die Musiker konstituieren sich aus den Sektionen Black Metal, Frickel-Jazz, Prog-Fusion und Hard-/Noisecore. Während anno 2003 von erstgenanntem allenfalls noch der gutwillige Hauch einer Erinnerung existiert, wurde der 47-jährigen Jazz-Percussion-Großmacht an den Drums der Rest der Band zum Fressen vorgeworfen. Aber die Meute weiß ihren Jäger aus der Reserve zu locken und hin und wieder gar zum Ermüden zu bringen: mal schreien sie ihm brutal einen einigermaßen geraden Takt in den Körper; oft spielen sie sein irrwitziges taktisches Versteckspiel jedoch mit, ohne sich je verstecken zu müssen. Alle sind stets auf gerade Melodiebögen bedacht – die es nämlich wie Sperrzonen bloß nicht zu beschreiten gilt! Um Himmels Willen! – Und das ist es letztendlich auch wieder mal, was diesen Ausbund an Kreativität mit einem unangenehmen „aber…“ versieht. Allemal so unzugänglich wie unnahbare Crossover-Avantgardisten wie MR. BUNGLE, FANTOMAS oder AGHORA und CYNIC, bleibt diese Scheibe ein Ausnahmephänomen für jene hartgesottenen Frickeltiere, die der Genialität der einzelnen Musiker und zwanghaft innovativem Songpatchwork u.U. größere Priorität einräumen als der Zuträglichkeit dieser Eigenschaften für den Musikfluss. – Ich für meinen Teil halte es dieser Tage dann doch lieber mit dem Schlauchboot-Aufpusten.

08.08.2003
Exit mobile version