Eremit - Bearer of many Names

Review

EREMIT sind gefühlt immer noch ein Geheimtipp, woran vermutlich auch der zweite Langspieler nichts ändern wird. Mit „Bearer of many Names“ beweisen die Osnabrücker, dass sie die treffsicherste Band im deutschen Sludge-Hinterhof ist, auch wenn nicht jeder ihrer Schläge sauber landet.

Formlose Verliese und endlose Wüsten

Wer drei Tracks auf über eine Stunde Spielzeit auswalzt, kann es sich leisten, langsam und zurückhaltend zu beginnen. Sechs Minuten braucht „Enshrined in Indissoluble Chains and Enlightened Darkness“, um richtig loszulegen. Dann stürmt nordischer Black Metal auf den Zuhörer ein, geht aber bald in schleppende Langsamkeit über. Es bleibt ein einsamer Geschwindigkeitsausbruch, der die wütende Stimmung des Albums setzt.

„Bearer of many Names“ kreiert eine düstere, entrückte Welt. Die ganz bewusst rudimentäre, kratzige Produktion verstärkt deren Anziehungskraft nur noch mehr. EREMIT riffen sich durch formlose Verliese und endlose Wüsten. Jeder weitere Schritt nährt die Neugier, aber auch den Frust. Was viele Namen trägt, bleibt nun einmal ungreifbar.

Der „Bearer of many Names“ bleibt ungreifbar

Die Musik entspricht dieser beklemmenden Atmosphäre. Wer im Sludge einen Schuss lässigen Rock braucht, findet diesen eher bei Mitbewerbern wie EYEHATEGOD oder SATURNALIA TEMPLE. Bei EREMIT gibt es keine Coolness um ihrer selbst willen, sondern höchstens bitteren Charme, der ungewollt aus dem Morast gespült wird.

In den beiden Songs „Secret Powers Entrenched in an Ancient Artefact“ und „Unmapped Territories of Clans without Names“ schimmert zudem eine Epik durch, die der Musik endgültig den Charakter einer tragischen Reise verleiht. Auch wenn „Bearer of many Names“ manchmal wie ein bösartiger Jam wirkt, sind die Kompositionen bis in den letzten Winkel ausgefeilt.

Diese Liebe zum Detail belohnt mit einem dicht gewobenen Klangbild, das auch nach mehreren Durchläufen fesselt. Selten schlägt diese Stimmung in trübe Tristesse um und löst sich der Sog, den das Album in seinen besten  Momenten entfaltet.

EREMIT verlieren sich im Moment

Auf der vorhergehenden EP „Desert of Ghouls“ und dem Debütalbum „Carrier of Weight“ kamen einzelne Songs besser auf den Punkt, „Bearer of many Names“ überzeugt in seiner Gesamtheit. EREMIT machen keinen Schritt nach vorne, verlieren sich aber auf ansteckende Weise im Moment. Wer sich auf diese Stimmung einlassen kann, findet in diesem Album einen ergiebigen Begleiter.

07.06.2021
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