Esoterica - The Riddle

Review

Ich war ja gespannt wie ein Flitzebogen, was die Engländer ESOTERICA als Nächstes abliefern würden. Das Debüt „The Fool“ wurde zurecht in den Medien hochgelobt, Vergleiche mit TOOL und A PERFECT CIRCLE erscheinen mittlerweile selbstverständlich und die vorab veröffentlichten Previews versprachen nur Gutes. Das zweite Album „The Riddle“ gibt nun zwar keine Rätsel auf, aber es hat sich einiges verändert.

Die Alternative Rocker bewegen sich nach wie vor in der Nähe ihrer beiden Klangverwandten, mehr noch zu APC als zu TOOL, dafür machen sie jetzt auch Avancen in Richtung Gothic Rock. Eine schöne Verbindung aus beidem ist das DELERIUM-Cover „Silence“. Die Touren mit HIM und MARILYN MANSON scheinen ihnen sichtlich gut getan zu haben, aber es wird auch deutlich, dass die Band um den charismatischen Sänger Tobias Keast gereift und gewachsen ist. Sie haben ihren Sound vertieft, erweitert und vor allem: selbst in die Hand genommen. Angesichts der erstklassigen Produktion von John Fryer vom Debütalbum mag das als Wagnis erscheinen, und tatsächlich bleibt ein etwas gemischter Eindruck.

ESOTERICA klingen auf „The Riddle“ vor allem rauher, kantiger und vor allem bei den Gitarren eine ganze Spur härter. Die rockten zwar schon schon auf dem Vorgänger sehr deftig aber hier hat man nochmal eine Schippe draufgelegt. Mehr Effekte, öfter mal fiese Verzerrungen und auch beim Gesang hat man auf elektronische Variation gesetzt.
Der Einstieg ins gelingt eventuell nicht so schnell wie bei „The Fool“, auch wenn man gleichzeitig betonen muss, dass ESOTERICA das Schreiben eingängiger Songs mit großen Melodien und packenden Refrains absolut nicht verlernt haben. „Fill Me With Love“ und „Chemicals“ sorgen ganz schnell für eine vertraute Atmosphäre – das ist nach wie vor die Band, der es scheinbar eine leichte Übung ist, potentielle Hitkandidaten aus dem Ärmel zu schütteln! Und dann können sie sogar noch besser summen als die CRASH TEST DUMMIES! „The Humming Song“ gehört zwar zu den ruhigeren Stücken, entfaltet sich aber nicht minder intensiv.

Die neue Seite lernt man schon im Aufmacher „Scream“ kennen, wenn ESOTERICA viel energischer loslegen. Richtig heftig wird es dann allerdings mit dem fast schon industrialmäßigen Geholze in „Manimal“ – Synthesizersounds, jede Menge Distortion und eine fiese Kickdrum-Attacke. Das ist dann eine Stelle, an der es ein bißchen zuviel des Guten wird, bzw. stimmt das Feintuning nicht mehr. ESOTERICA zeigen über den Großteil des Albums, dass sie auch ohne einen erfahrenen Produzenten einen überzeugenden Klang hinbekommen, auch wenn an einigen Stellen noch der Feinschliff fehlt.

Seit „The Fool“ sind einige Jahre vergangen, in denen die Band weder auf der Stelle treten noch sich kopieren wollte. Beides haben sie geschafft, auch wenn der Nachfolger in meinen Ohren nicht so stark wie ihr Debüt geworden ist. Dennoch: „The Riddle“ wächst, und es zeigt eine Band, die ganz selbstbewusst aus dem Schatten der großen Vorbilder hervortritt.

08.06.2010
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