Every Time I Die - Ex Lives

Review

EVERY TIME I DIE aus Buffalo, New York sind noch nie eine normale, durchschnittliche Hardcore-Band gewesen, sondern waren mit ihren Einflüssen aus Alternative Rock und Sludge immer auch in hohem Maße für die Rock-Fraktion interessant. Das, was den Deathcore-Bands aufgrund ihrer in der Regel viel zu zerfahrenen Songs oft nicht gelingt, hat diese Band schon geschafft, bevor es die anderen versucht haben. Sie zählen Anhänger verschiedener Genres zu ihren Fans, weil sie alles, was sie anwenden, auch beherrschen. Und das ist auch auf ihrem neuen Album „Ex Lives“ nicht anders. Die Scheibe ist weder ein vollwertiges Hardcore-Album, noch ist sie zu 100 Prozent im Rock ’n‘ Roll verwurzelt, und dennoch ist sie von beidem nicht nur ein wenig, sondern eine ganze Menge.

Die Mischung funktioniert nach wie vor ganz hervorragend und scheinbar selbstverständlich. Zwar bleiben allzu anspruchsvolle Dinge wie ausufernde Instrumentalparts natürlich außen vor, die Gitarrenarbeit ist mit ihren sludgigen Riffs und dem natürlichen, überhaupt nicht künstlichen Sound dennoch sehr mitreißend. Die Songs sind alle relativ kurz, bedienen sich dafür aber abwechselnd aus dem Hardcore und dem Hardrock-Fundus. EVERY TIME I DIE machen dabei stets eine gute Figur, ob sie den wütenden Moshpit-Hammer von der Kette lassen oder wie bei „Revival Mode“ oder „I Suck (Blood)“ melodischen, fast grungigen Emotionen freien lauf lassen. Auch staubhustende Wüstenrocker wie QUEENS OF THE STONE AGE oder DOWN haben hörbar ihre Spuren hinterlassen, und angriffslustige Big Apple-Kraftprotze namens AGNOSTIC FRONT oder SICK OF IT ALL spielen selbstredend auch eine Rolle. Die norwegischen Ungetiere KVELERTAK haben vor kurzer Zeit Eindruck bei der Metal-Gemeinde hinterlassen – wer diese Band mag und sich mit EVERY TIME I DIE aus diversen Gründen bisher nicht befasst hat, der sollte schleunigst mal umdenken – die amerikanische Version dürfte zu den definitiven Vorbildern der Skandinavier gehören.

„Ex Lives“ wirkt trotz seiner Verspieltheit kompakt und nachvollziehbar, was sicher auch in der überschaubaren Spielzeit begründet liegt (die Limited Edition wartet noch mit drei gutklassigen Bonustracks auf). Limitierungen und Genregrenzen sind nicht das ding dieser Band, die immer noch voll und ganz wie sie selbst klingt und die den Beweis antritt, dass moderner Hardcore keineswegs der große Feind von Ehrlichkeit und Authentizität sein muss – wenn man es richtig angeht.

05.03.2012
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