Evil Invaders - Shattering Reflection

Review

Die nächste Invasion erfolgt mit Verzögerung. Fast fünf Jahre hat es gedauert, bis das nächste Album der EVIL INVADERS abmarschbereit war. Die Erwartungen hatten also Zeit zum wachsen, die Band aber auch, um an „Shattering Reflection“ zu feilen.

Viel hat sich nicht verändert. Es gibt brachialen Speed Metal der Marke RAZOR, gepaart mit METAL CHURCH-esken Hymnen. Sänger Joe schreit um sein Leben und seine Wut raus, klingt dabei aber stets sympathisch und liefert sich mit Lead-Gitarrist Max irrwitzige Gefechte an den Saiten. Also hat sich das Warten nur bedingt gelohnt, wenn alles beim Alten ist?

Viel Lärm um nichts?

Nicht ganz. Die Band setzt ihre Stärken besser in Szene, als auf „Feed me Violence“. Nicht nur macht fast jede Nummer Bock auf mehr, sondern insgesamt sind die Songs ausgefeilter und besser arrangiert. „Die for Me“ ist zum Beispiel ein lupenreiner Metal-Hit, der bald ganz oben in den Playlists mitspielen dürfte.

Überhaupt drängen EVIL INVADERS hörbar in den Metal-Mainstream. Zwar hatten die Belgier schon immer einige softere Mid-Tempo-Momente im Gepäck, aber so nah an der Radiotauglichkeit wie mit „In Deepest Black“ war die Band noch nie zuvor.

EVIL INVADERS – bald auch im Radio?

Keine Sorge, auf die Fresse gibt es auch noch zu Genüge. „Hissing in Crescendo“ und „Sledgehammer Justice“ machen in der Hinsicht keine Gefangenen. Prägend für „Shattering Reflection“ sind jedoch Songs wie „My World“ und „Eternal Darkness“, die häufig das Tempo wechseln, mal nach vorne peitschen, mal aufs Gaspedal treten und danach in ungeahnte Höhen abheben.

Das klappt in den einzelnen Tracks wunderbar und ist sehr unterhaltsam. Dazu trägt auch der klare, kraftvolle Sound bei, der in den melodischen Parts allerdings etwas zu stark hallt. Als Album wirkt „Shattering Reflection“ jedoch weniger wie aus einem Guss, sondern hat mehr den Charakter einer Ideensammlung.

„Shattering Reflection“ ist eine empfehlenswerte Ideensammlung

Das Album zeigt, dass die weitere Entwicklung der EVIL INVADERS momentan komplett offen ist. Wird die Musik melodischer, mainstreamiger? Oder wird die Gewalt in Zukunft mit dem Präzisionsgewehr verfüttert? Oder geht es gar so zweischneidig weiter?

Auch wenn „Shattering Reflection“ nicht ganz den oberen Genre-Olymp erreicht, ist es ein sehr gutes Album geworden, mit dem die Band Spielfreude, musikalisches Können und Hitgespür demonstriert. Filler, wie Kollege Gravenhorst sie noch auf dem Vorgänger ausmachte, sind in jedem Fall nicht mehr enthalten und eine Empfehlung jenseits des Genrepublikums angemessen.

01.04.2022
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