Ewigheim - 24/7

Review

Bei den Herren von EWIGHEIM wird pünktlich zum 15-jährigen Jubiläum geklotzt statt gekleckert. Anders wäre auch nicht zu erklären, dass innerhalb von gut zwei Jahren gleich drei Veröffentlichungen rausgehauen werden. Zum einen wäre da „Bereue Nichts“ von 2012, welches den Stein acht Jahre nach dem letzten Album „Heimwege“ erstmals wieder ins Rollen brachte. Mit „Nachruf“ folgte dann gut eineinhalb Jahre später das nächste Langeisen, ehe nun mit „24/7“ ein weiterer Eintrag in den bandeigenen Backkatalog zu verzeichnen ist. Dieser kam jedoch über kleine Umwege zustande: Anlässlich des Jubiläums wurde ursprünglich lediglich eine EP als Nachruf auf das zu diesem Zeitpunkt noch unbetitelte Album aus 2013 geplant. Aufgrund erhöhten kreativen Outputs wurde aus der EP dann schnell mehr, der für die EP vorgesehene Song „Nachruf“ auf das Album verfrachtet, der Name dafür übernommen und an den übrig gebliebenen Tracks weitergearbeitet, die nun unter dem Titel „24/7“ das Licht der Welt erblicken sollen. Das dazugehörige Motto: EWIGHEIM – 15 Jahre, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche voller (der eigenen Bandbeschreibung nach) Blut, Kot, Blumen und Sonnenschein.

Feier mit Freunden und Bekannten

Das vorliegende Material allerdings als Album zu bezeichnen, wäre ein wenig zu viel des Guten. Neben neuen Songs, wenn ich richtig gezählt habe fünf an der Zahl mit einer Spielzeit von knapp 20 Minuten, und dem neu eingespielten „Schneemann“ (bekannt von der EP „Der Dürre Mann“) sind nämlich auch reichlich Coverversionen sowie Remixe befreundeter Bands bzw. einflussreicher Idole anzutreffen. Die Namen dieser beteiligten Künstler lassen aber aufhorchen und überraschen teilweise gar. So melden sich die lange tot gesagten SUN OF THE SLEEPLESS zurück, die in ihrer einzigartigen Weise zum „Tanz der Motten“ laden. Die eher dem Gohic-Segment entstammenden SOKO FRIEDHOF haben sich „Augen Zu“ angenommen und den zuvor recht gitarrenlastigen Song einer synthetischen Korrektur unterzogen. Damit nicht genug, tobt sich paradoxerweise auch Death Metal-Urgestein Martin „Don Conchino“ Schirenc (u.a. PUNGENT STENCH) unter dem Namen NEUE WELTORDNUNG an den Regeln aus und zaubert eine ziemlich eigenwillige, komplett elektronisch gehaltene Version von „Morgenrot“ hervor. Geschmackssache. Die Überraschung schlechthin geht aber auf ein anderes Konto. Als große Bewunderer der Band, nahmen Yantit und seine Mitstreiter Allen B. Konstanz und Ulf Theodor Schwadorf Kontakt zu den Slowenen von LAIBACH auf, die sich kurzerhand auf den „Heimweg“ begaben und dem Stück ihren markanten Stempel aufdrückten. Als Bonustrack auf der limitierten Digipak-Edition befindet sich zudem mit Michael Roth (u.a. EISREGEN) ein weiterer Gast, der als BLUTER dem „Nachruf“ ordentlich Druck verleiht.

Bekannte Trademarks

Die gänzlich neuen Songs auf „24/7“ folgen hingegen der seit jeher bekannten EWIGHEIM-Formel. Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass alle, die bisher keinen Gefallen an den reduzierten, simpel gestrickten Ergüssen der Thüringer gefunden haben, dies auch mit „24/7“ nicht tun werden. Elektronische Rockmusik, die ins Bein gehen und bestenfalls sogar tanzbar sein soll. Garniert wird das Ganze von gewohnt morbiden Texten, wobei hier, wie auch schon beim Songwriting, Licht und Schatten gefährlich nahe beieinander liegen. Mit einer guten Portion Zynismus lässt sich dennoch ein gewisser Unterhaltungswert nicht leugnen. Um sich stilistischer Vielfalt zu bemühen, werden in „Wir, Der Teufel Und Ich“ und „Gloria“ zusätzlich noch diverse Blas- sowie Streichinstrumente integriert. Der Bombast der hier regiert, bietet auf der einen Seite eine willkommene Abwechslung, erinnert dabei auf der anderen Seite (leider) bisweilen an Düstertheatraliker der Sorte SCHWARZER ENGEL oder ASP.

Hommage an die letzten 15 Jahre

Als Gesamtwerk betrachtet wirkt „24/7“ etwas stark zusammengewürfelt, was die anfängliche Einschätzung, dass wir es hier mit keinem „richtigen“ Album zu tun haben, nur stützt. Jedoch beweisen EWIGHEIM mal wieder ein Händchen für einfache Songs mit Ohrwurm-Potenzial, welche aber speziell auf dem Vorgänger „Nachruf“ eine Spur besser zu zünden wussten. Die Coverversionen und Remixe können zwar nicht restlos überzeugen, lassen die ursprünglichen Songs aber in etwas anderem Licht erstrahlen und mitunter kleine Perlen daraus werden (v.a. SUN OF THE SLEEPLESS). Solide Kost, die das Warten auf das nächste Album etwas verkürzen dürfte. In diesem Sinne: Auf die nächsten 15 Jahre.

01.11.2014

Präsentationsressort & Akkreditierungen: Festivals

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