Exmortus - The Sound Of Steel

Review

In der Vergangenheit sind EXMORTUS bei uns ja nicht allzu gut davon gekommen. Da monierten die Kollegen den Gesang („In Hatreds Flame“), bemängelten einen „wirren, nervenaufreibenden und unausgegorenen Eindruck“ („Slave To The Sword“) oder vermissten das eine oder andere Highlight („Ride Forth“). Diese Kritikpunkte hat man bei „The Sound Of Steel“ definitiv ausgemerzt, hier passt wirklich verdammt viel.

So weiß der Gesang auf der neuen Scheibe absolut zu überzeugen. Die typischen heißeren Melodic-Death-Vocals passen prima und auch der bei „Strenght And Honor“ dezent eingestreute Falsettgesang fügt sich ganz natürlich ins Gesamtbild ein. Und eben das kann auf den ersten flüchtigen Blick durchaus wirr, unausgegoren und nervenaufreibend erscheinen, keine Frage. Doch wenn man sich einmal auf den Sound von EXMORTUS eingelassen hat, dann macht wirklich jeder einzelne Part absolut Sinn. Natürlich geht es hier größtenteils ziemlich irrwitzig zu, wobei auf dieser Scheibe Irrsinn (im positiven Sinn) eh absolut groß geschrieben wird. Doch genau damit hebt man sich ja wohltuend von vielen „Standard-Kapellen“ des Genres ab.

Und fehlende Highlights? Keine Spur, die gibt es hier in geballter Form. Und zwar vor allem in Form von ziemlich komplexen Songs wie „Make Haste“, „To The Ends Of The Earth“, „Turn The Tide“ oder aber „Victory Or Death“. Gerade bei diesen Granaten sprühen EXMORTUS förmlich über vor guten Ideen, atemberaubend! So zahlreiche gelungene Einfälle pro Song haben leider nicht allzu viele Bands auf nur einer Scheibe zu bieten, die werden hier im Akkord rausgeballert. Und vor allem die Flitzefinger können echt was, die zaubern beide virtuos und bieten Griffbrett-Akrobatik vom feinsten. Dadurch pendelt das Kunstwerk sehr geschickt zwischen Frickelei und Eingängigkeit, absolut gelungen.

Irrwitz, dein Name ist EXMORTUS

Dagegen fallen eher simplere und geradlinigere Songs wie „Feast Of Flesh“, „Into The Maw Of Hell“ oder aber die beiden Instrumentals „A Minor Instrumental“ und „Tempest“ minimal ab, obwohl EXMORTUS auch mit diesem reduzierterem Ansatz durchaus zu überzeugen wissen.

Und die Mucke hat noch einen anderen coolen Nebeneffekt. Man erwischt sich gelegentlich dabei, wie man sich z.B. das RHAPSODY-lastige „Turn The Tide“ oder aber das durchaus HAMMERFALL-kompatible „Riders Of Doom“ mit einem Fabio Leone oder Joacim Cans am Mikro vorstellt. Und dank der zahlreichen neoklassischen Elemente auf der einen und dem Mitgröhl-Faktor auf der anderen Seite würden diese Songs auch dann bestens funktionieren. Erlebt man ja jetzt auch nicht gerade alle Tage.

Bei EXMORTUS sollte man sich auch keinesfalls von den klischeebeladenen Covern täuschen oder gar abschrecken lassen, die gehören bei den Herren wohl ganz einfach dazu.

EXMORTUS erfinden das Genre keinesfalls neu, bereichern es aber mit ihrem Ideenreichtum absolut. Die Herren haben sich auf „The Sound Of Steel“ definitiv einer sehr interessanten Mixtur verschrieben. So macht Frickeln richtig Spaß, wenn man dabei nicht die Melodien vergisst und das Ganze sogar in richtig feine Songs gießt. Ganz klarer Fall, Sieg auf breiter Linie. Diese Scheibe macht auf Anhieb und von A bis Z richtig Spaß.

30.05.2018
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