Five Finger Death Punch - American Capitalist

Review

Gratulation, sie haben es geschafft. Die Kalifornier FIVE FINGER DEATH PUNCH sind von einer guten Fast-Food-Pop-Metal-Band mit vorzeigbarem Songmaterial zu einer weiteren vollkommen egalen und kantenlosen Trendkapelle geworden, die wohl ausschließlich in den heimischen USA reißenden Absatz finden wird, und auch da nur bedingt. Das eigentlich Traurige daran ist, dass es soweit nicht hätte kommen müssen: Die letzte Scheibe offenbarte eine Menge Potenzial und sorgte dafür, dass 5FDP sich gut und gerne bei Vorzeige-Bands wie STONE SOUR einordnen durften. „American Capitalist“ ist allerdings ein dreist kalkuliertes Reißbrettalbum, bei dem man noch nicht mal von Stillstand sprechen kann. Alles wirkt eine Spur weniger mitreißend und weniger frisch.

Das Ganze beginnt bei der Produktion, die zwar vor Bass und Druck nur so wummert, die aber keinerlei Details hindurchschimmern lässt. Die Gitarren sind nicht nur unbeeindruckend gespielt und haben außer billigsten Konservenriffs nichts auf dem Kasten, sie wirken zudem eher wie ein beiläufiges Stilmittel, eben, weil eine Metalband die nunmal haben muss, ohne dass die Musiker wirklich etwas spannendes damit anzufangen wissen. Fortgeführt wird dieses Paradebeispiel an Sterilität bei den Songs, die so gut wie alle nach dem gleichen Schema aufgebaut sind. Gebrüllte, demonstrativ-aggressive Strophen, eingängige Refrains und ein fiedeliges, gefühlloses Solo. Die Gesangsmelodien sind dabei stellenweise nett, die Übergänge zwischen Wut und Harmonie wirken allerdings mehr als einmal überaus holprig. Mangelhaftes Arrangement. Ausnahmen in diesem Malen-nach-Zahlen-Muster sind lediglich die ruhigeren Nummern „Remember Everything“ und „Coming Down“, bei denen sich die Band auf cleane Melodien beschränkt, die ansonsten aber genauso unspannend sind, wie der Rest des Materials. Allergrößtes Manko in einer Liste aus Missgeschicken: Die Texte, bei denen die Band noch mehr als zuvor plakative „Wir-sind-so-stark“-Zornesreden oder schmalzige Gefühlsduselei zum Besten gibt.

Ich halte es durchaus für möglich, dass manche musikalische Geschmäcker auch über den vollkommenen Mangel an Innovation hinweg schauen und sich mit „American Capitalist“ anfreunden können, wenn sie diese Art eingängigen Metalhit-Songwritings bevorzugen. Selbst dann muss man allerdings feststellen, dass es eine große Masse an besseren Releases gibt, die mit interessanteren und frischeren Ideen aufwarten. Das Album ist kurz gesagt ein riesengroßer Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger.

21.11.2011
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