Five Finger Death Punch - And Justice For None

Review

Nachdem FIVE FINGER DEATH PUNCH im letzten Jahr eher mit Konzertabbrüchen und der zwischenzeitlichen Trennung (oder war es doch keine?) von Sänger Ivan Moody von sich reden machten, kommen wir nun wieder zu einem erfreulichem Thema: das neue Album „And Justice For None“, welches Ende Mai auf Platz 1 der deutschen Charts einstieg. Lassen wir also das turbulente Drumherum, als auch die ganze Marketingmasche und der Proll-Faktor mal beiseite und konzentrieren uns auf das Studioalbum der amerikanischen Metaller um Skandalnudel Moody.

FIVE FINGER DEATH PUNCH wollen wieder musikalisch punkten: „And Justice For None“

„And Justice For None“ wirkt zunächst wie ein Befreiungsschlag. Ohne großartige Experimente, bleiben sich FIVE FINGER DEATH PUNCH treu und blasen die Gehörgänge mit ordentlichem Wumms wieder frei. Der harte, kantig eingängige Opener „Fake“, mit pumpenden, brettharten Riffs, ultrafettem Breitwandsound, aggressiver Gesang, irgendwo in der Schnittmenge von PANTERA, SLIPKNOT und alten MACHINE HEAD, killt schon mal ordentlich. Der erste Schlag saß! Das folgende „Top Of The World“ mit heftigen Powerchords und an Gary Meskil (PRO-PAIN) angelehnten Vocals sowie melodischem Refrain schlägt in eine ähnliche Kerbe, macht aber für meinen Geschmack schon wieder etwas zu viel auf dicke Eier, aber das kennt man ja von FIVE FINGER DEATH PUNCH. Beim Titel des folgenden „Sham Pain“ musste ich kurz schmunzeln, der Song macht einen auf dicke New Metal Hose mit satten Grooves  und Crossover-Raps, um dann wieder die zarte, emotionale Seite der Band zu zeigen, bei der man doch immer wieder an NICKELBACK denken muss. Richtig cool gelungen ist die Coverversion der Rock-Ballade „Blue On Black“ von KENNY WAYNE SHEPHERD, wo insbesondere wieder Moody mit packendem, kristallklarem Gesang brilliert. Das etwas kitschige „Fire In The Hole“ hingegen fällt qualitativ etwas ab, auch wenn die typischen Ohh-Ohh-Refrains wahrscheinlich alle lieben werden. Die poppige Powerballade „I Refuse“ wiederrum ist genau richtig fürs Rock-Radio, supercatchy, irgendwie schnulziger Schmuse-Pathos, starker Klargesang, kann man lieben oder auch hassen. Mit dem knackigen „It Doesn’t Matter“ nehmen FIVE FINGER DEATH PUNCH wieder galoppierend Fahrt auf, mit harten Riffs, wieder prollig, hatten wir schon. Besonders hervorheben möchte ich noch „Bloody“, das die Brücke zurück zu „American Capetalist“ schlägt, als auch die wirklich gelungene, gefühlvolle THE OFFSPRING Coverversion von „Gone Away“, welche bereits 2017 auf „A Decade Of Destruction“ enthalten war.

Keine vollkommene Rückkehr zu alter Stärke

Zweifelsohne machen FIVE FINGER DEATH PUNCH mit dem wirklich sehr ordentlichem „And Justice For None“ einiges besser als noch auf „Got Your Six“. Der Prollfaktor wurde etwas zurückgefahren, das Album ist eingängig, groovt und knallt, und viele der gefühlvolleren Parts, wofür die Band bekannt ist, sind durchaus gelungen. Leider ist aber auch einiges wieder sehr schnulzig und/oder plump sowie im Grunde recht vorhersehbar geraten. Das ist schade, denn im Grunde können sie eigentlich mehr.

20.06.2018

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

Exit mobile version