Frostbite Orckings - The Orcish Eclipse

Review

Was auf den ersten Blick klingt und aussieht wie eine Metalband aus dem „Warcraft“-Universum ist in Wahrheit das erste KI-generierte Metalalbum. FROSTBITE ORCKINGS sind die erste Band aus dem sogenannten Metalverse und die Musik wurde von einer KI erstellt, die von realen Musikern unterstützt wurde. In Zeiten, in denen künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch ist, Bilder, Deepfakes und andere künstlich generierte Dinge immer realer werden, ist ein KI-Musikalbum eigentlich nur noch Formsache. Die spannendste Frage ist wohl: können wir den Unterschied zu einer menschlichen Band raushören?

FROSTBITE ORCKINGS – Wenn Thrall aus „Warcraft“ eine Metalband gründen würde

Dann hat er vermutlich zu viel AMON AMARTH gehört. Denn Vorbild für die Vocals war auf jeden Fall das charmante Geröchel Johan Heggs. Musikalisch fährt das Debütalbum „The Orcish Eclipse“ die meiste Zeit im Fahrwasser des Melodic-Death-Metals, angereichert mit mal mehr, mal weniger orchestralen Kompositionen aus dem Synthesizer. Dabei war der Auftrag offensichtlich, möglichst viele Hits und Mitsing-Songs zu generieren, denn die Stücke sind allesamt zwischen zweieinhalb und vier Minuten lang und dementsprechend recht klassisch aufgebaut.

Nun, allein dies ist noch kein Hinweis darauf, dass hier eine künstliche Intelligenz am Werk war. Und, wenn wir mal ehrlich sind, es findet sich auch keiner. Mit dem Vorwissen, dass wir es hier mit einem solchen Album zu tun haben, könnten wir jetzt behaupten, dass das Ganze eigentlich nur eine Mischung aus AMON AMARTH, HAMMERFALL und BEAST IN BLACK ist, aber es gibt auch genug andere Bands aus Fleisch und Blut, die in dem Fahrwasser dieser Größen schwimmen wollen.

Was bleibt sind drei elementare Fragen: Wie möchte man dieses Konzept live umsetzen? Könnte diese Band nicht eigentlich rein theoretisch jede Woche ein neues Album rausfeuern und den Markt damit noch mehr übersättigen, als er es eigentlich schon ist? Und: Wird eine KI-Metalband ein Risiko für andere Bands sein? Live können professionelle Musiker in Kostümen sicherlich „einspringen“, wie oft ein neues Album des Metalverse kommen wird, muss sich zeigen und genau so, wie Bands aus Fleisch und Blut des gleichen Genres untereinander konkurrieren, so darf auch eine KI-Band auf dem Markt mitmischen. Am Ende der Boxen sitzen schließlich die härtesten Kritiker – wir Hörer und Hörerinnen.

„The Orcish Eclipse“ ist ein solides Debüt unter besonderen Voraussetzungen

Unabhängig vom Entstehungsprozess haben wir es hier mit einem soliden Melodic-Death-Album zu tun, welches etwas zu sehr auf Eingängigkeit und Hitpotential getrimmt ist. Produktionstechnisch gibt es nicht viel auszusetzen. Am spannendsten an „The Orcish Eclipse“ ist wohl die Aussicht, inwieweit das Metalverse in den kommenden Jahren noch ausgebaut wird.

22.12.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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