Gaahls Wyrd - GastiR - Ghosts Invited

Review

Seit seiner Ägide als Frontmann von GORGOROTH und einem Dokumentationsfilm, der sich hauptsächlich mit seiner Person beschäftigte, ist Kristian Espedal, auch bekannt als Gaahl, einer der bekanntesten Black-Metal-Musiker der Welt. Zudem machte ihn seine Mitarbeit am Ambient-Folk-Projekt WARDRUNA über Genregrenzen hinweg bekannt. Mit GAAHLS WYRD widmet er sich nun erneut dem nordischen Black Metal.

Dass mit dem Debüt-Album „GastiR – Ghosts Invited“ aber keine Standards reproduziert werden, ist bereits nach den ersten Tönen klar. „Ek Erilar“ klingt trocken und sperrig, entfaltet aber gleichermaßen eine Sogwirkung, die für das gesamte Album kennzeichnend ist. Zunächst mag man denken, MAYHEM mit Attila am Mikro zu hören, aber dann mehren sich die deutlichen Unterschiede. So lassen GAAHLS WYRD zu, dass nordische Epik in kleinen, aber eindringlichen Dosen aus den Lautsprechern schallt, was immer wieder die manisch rasenden oder stumpf schleppenden Passagen aufbricht.

„GastiR – Ghosts Invited“ – mehr als nur Standard

Auch ein Hauch klassischen Rocks durchweht das Album und sorgt auf angenehme Weise für Abwechslung. In diesem Punkt ähnelt „GastiR – Ghosts Invited“ neueren Werken von ENSLAVED und SATYRICON, bewahrt sich aber eine deutliche Eigenständigkeit. Es ist der zwielichtige Grundton, der beinahe rituelle Wahn, der durch die Songs schimmert und den Zuhörer bannt. Dennoch verlieren sich GAAHLS WYRD nicht hinter einem pseudo-esoterischen Schleier, sondern bewahren sich einen integeren Metal-Kern.

Somit gelingt GAAHLS WYRD mit „GastiR – Ghosts Invited“ etwas, an dem viele ähnliche Bands scheitern: Die ausufernden Ideen, sie verlieren sich nicht in ziellosen Kompositionen, sondern werden trotz aller Komplexität stets prägnant auf den Punkt gebracht. Das Album beinhaltet zum einen wunderbare Melodien, was vor allem dem perfekten Wechselspiel von Gesang und Gitarre zu verdanken ist, deutlich zu hören in „The Speech And The Self“. Zum anderen schwingt immer mal wieder die Abrissbirne durch die Gegend, am kompromisslosesten beim kurzen Brecher „Through And Past And Past“.

Erfüllt sich mit GAAHLS WYRD ein Schicksal?

Trotz dieser Vielseitigkeit bewahrt sich die Band durchgehend einen eigenen Sound, der durchaus Wiedererkennungswert besitzt, ganz egal, welche musikalischen Vorlieben gerade bedient werden. Dafür sorgt auch die klare Produktion, die manchmal etwas zu trocken klingt, aber für einen aufgeräumten Klang sorgt, der zum Entdecken einlädt.

In der Abwechslung liegt aber auch die Gefahr des Fehltritts, denn letztlich zündet nicht jeder Song. Dies führt zwischendurch aber nur zu einem kurzen Straucheln, nicht zu Totalausfällen. „GastiR – Ghosts Invited“ bleibt ein durchgehend sehr gutes Album, bei dem jeder Black-Metal-Fan einmal ein Ohr riskieren sollte und das auch genreübergreifend von Interesse sein dürfte. Wenn dies Gaahls Schicksal, sein Wyrd ist, dann erwarten uns hoffentlich noch weitere solche Werke.

 

25.05.2019
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