Gama Bomb - The Terror Tapes

Review

Heutzutage gibt es viele Wege, ein Label auf sich aufmerksam zu machen. Ob der ganz klassische Weg mit Demotape gewählt wird, ein erfolgreiches Album in der Diskografie dafür sorgt oder man durch einen starken Live-Auftritt bei einem Festival zu überzeugen weiß – der Möglichkeiten scheinen keine Grenzen gesetzt. GAMA BOMB aus Irland machten in Kooperation mit Earache Records einen Gratis-Download ihres Drittlings „Tales From The Grave In Space“ möglich und erlangten nicht nur deshalb Kult-Status im Untergrund des Thrash Metal inklusive den Deal mit AFM Records.

Viel mehr sind es ihr Hang zu völlig absurden Texten, die damit verbundene lyrische Behandlung diverser Filmklassiker des Horrorgenres und vieler anderer alter Schinken und das mitunter „nerdige“ Auftreten des Fünfers, die für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Dazu passt es, dass man sich mit Graham Humphreys („A Nightmare On Elm Street“; „Evil Dead“) einen Künstler für’s Coverartwork ins Boot geholt hat, der dem Albumtitel passend ein verdammt schickes Gesicht verleiht und der Truppe damit einen Traum erfüllt. Was darauf folgt ist ein 12 Songs umfassendes Werk, welches sich voll und ganz dem Oldschool Thrash Metal verschreibt und mit „The Wrong Stuff“ direkt furios loslegt. Pfeilschnelle Gitarrenläufe, äußerst schräge (im positiven Sinne) Vocals und ein pfiffiges Solo. GAMA BOMB sinnen hörbar nicht danach, das Genre zu revolutionieren, aber ihre Spielfreude und Energie springen von der ersten Sekunde an über und hinterlassen ein anerkennendes Nicken. Dass „Legend Of Speed“ mit Heavy Metal Riffs à la SAXON zunächst auf die falsche Fährte lockt und dann das Tempo im Vergleich zum Opener nochmal deutlich anzieht, ist nur ein weiteres Indiz dafür.

Darüber hinaus gelten die Iren als Komiker, und diesem Ruf werden sie mit „Beverly Hills Robocop“ und „Backwards Bible“ mehr als nur gerecht. Vor allem letzteres kann dem Hörer nicht nur ein Nicken entlocken sondern auch ein durchweg amüsiertes Grinsen, denn: Nicht nur die Gangshouts werden mit „ELBIB“ umgekehrt vorgetragen, auch die abschließenden „Worte“ werden zurückgespült – spaßige und vor allem klasse Idee! Davon haben GAMA BOMB offenbar genügend (man gebe sich die Doubletime-Vocals in „Metal Idiot“), auch wenn sich in Sachen Tempo wenig Variation einfindet und lediglich in „We Started The Fire“ und dem abschließenden „Wrecking Ball“ gelegentlich auf die Bremse getreten wird.

Abwechslungsreich ist „The Terror Tapes“ bei weitem nicht. GAMA BOMB bekennen sich dazu, nahezu ausschließlich auf Rasanz zu setzen, aber genau das stellt ihnen kein Bein, sondern wird durch viele frische Nuancen aufgewertet und dann zu einem Album geformt, welches der Oldschool-Thrash-Welle seinen eigenen Stempel aufdrückt. Unter dem instrumentalen Gesichtspunkt betrachtet gibt es hier und da sicherlich noch genügend Raum für Verbesserungen, trotz dessen gehen Riffs, Soli und das rythmische Schlagzeugspiel aber auf einem insgesamt guten Niveau und strafen den negativen Kritiken Lügen. Dass GAMA BOMB auf eben jene überhaupt nichts geben, wird mit „The Terror Tapes“ mehrmals fett und kursiv unterstrichen. Zudem ist es ein gutes Beispiel dafür, dass man diverse Schwachstellen mit viel Leidenschaft, Witz und einem riesigen Selbstbewusstsein locker wett machen kann.

17.04.2013
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