Gatecreeper - Deserted

Review

Gekrochen kommen GATECREEPER ja nicht gerade. Eher schmettern uns die US-amerikanischen Kaktusfäller ihr zweites Full-Length-Album „Deserted“ um die Ohren, nachdem sich die Band mit dem Vorgänger „Sonoram Depravation“ auf die Landkarte vieler Old-School-Jünger katapultieren konnte und nicht nur in der heimischen Wüste richtig Staub aufgewirbelt hat. Zurecht: Das Album ist ein Old-School-Death-Brocken par excellence, der dennoch frisch und heavy klingt. Mit dem Scheibchen im Rücken hat die Band natürlich einiges an Momentum aufgenommen, sodass es wenig wundert, dass „Deserted“ in die gleiche Kerbe schlägt.

Die Keule aus der Wüste

Dennoch macht sich rasch bemerkbar, dass sich die Band nicht direkt wiederholt, auch wenn die Grundzutaten die Gleichen geblieben sind. GATECREEPER haben ihrem Sound noch mehr Schwere verliehen und lassen ihren Todesblei richtig heavy grooven. Der eröffnende Titeltrack demonstriert dies durch sein gemächliches Tempo, das im rechten Moment durch punkiges Uptempo aufgebrochen wird. Was sich nicht geändert hat, ist, dass sich Chase H. Mason wieder herrlich die Seele aus dem Leib kotzt und dabei dank ordentlich Hall so richtig schön böse klingt.

Das trifft auch für die Produtkion im Allgemeinen zu, die dem Sound durch ordentlich Hall eine enorme Größe verleiht. Zusätzlich stimmt die Old-School-Ästhetik an allen Ecken und Enden. Die Gitarren haben durch den breitwandigen, warmen Sound ordentlich Fleisch auf den Rippen und mähen alles nieder. Und besonders dann, wenn die Tracks Fahrt aufnehmen, galoppieren die Riffs wie wild durch die Boxen. Schön ist auch das angenehm unaufdringliche Schlagzeug, dass nicht alles zu klöppelt und meist erfrischend locker sitzt, den Sound des Albums aber dennoch gekonnt zusammen hält.

GATECREEPER haben an Schwere zugelegt

Es ist vor allem die pure Heaviness der Songs, mit der GATECREEPER heuer überzeugen und mit der sich „Deserted“ vom Vorgänger abhebt. Ein „Punctured Wounds“ ist dennoch vergleichsweise flott unterwegs, lässt den Hörer aber die Schwere des Sounds durchweg spüren. Aggressive Midtempo-Grooves brechen den Galopp an den richtigen Stellen auf und fahren so richtig schön in die Nackenmuskulatur. Auch „Ruthless“ nimmt den Hörer mit etwas mehr Tempo aufs Korn, wobei sich die Gitarren hier besonders schön ins Knochenmark des Hörers hinein schreddern. Dazu wartet der Song mit einem fiesen Break auf.

„Deserted“ fährt aber auch sehr gerne im zünftigen Midtempo. So zerhackt das träge groovende „From The Ashes“ die lokale Flora mit sehr schwedischen Melodien. Bei „Sweltering Madness“ täuschen GATECREEPER sogar mal kurz mit drückendem Downtempo an, ehe der Track in seinen etwas wilderen Hauptteil übergeht. Der Rausschmeißer „Absence Of Light“ ist dann aber tatsächlich ein träger Stampfer, bei dem die Dichte der melancholischen Melodien passenderweise erhöht wird.

„Deserted“ macht wenig neu, dafür auch wenig falsch

Mit kleineren Veränderungen hier und da haben GATECREEPER also einen würdigen Nachfolger für „Sonoram Depravation“ geschaffen, der von dessen Erfolgskonzept natürlich nicht abweicht, dieses aber ausreichend variiert. Keine Experimente, nur schweinisch schwerer Old-School Death Metal, der das beste aus der Florida Bay, dem Schwedentod und weiteren Vertretern traditioneller Todeskunst in sich vereint. „Deserted“ macht natürlich nichts neu – liegt sicher ein Stück weit am Territorium. Dafür bietet das Album tödliche Grooves en masse, die sich scharfkantig und heavy durch die Magengrube wurschteln. Und mal ehrlich: Was will man mehr?

06.10.2019

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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