Gojira - The Way Of All Flesh

Review

Geschwindigkeit, Aggressivität, Eingängigkeit… Man könnte die Liste an stilistischen Merkmalen bis hin ins Unendliche fortsetzen. Objektiv betrachtet zusammenhangslos haben sie tief im Inneren doch die eine Gemeinsamkeit, dass sie sich alle unter dem Banner des modernen Heavy Metals befinden. Dabei wird besonders am zuerst und am zuletzt genannten kaum noch gespart. Das Ergebnis ist ein überlaufenes Genre, das (zurecht) ebenso viele Kritiker wie Liebhaber vorweisen kann und das es mitunter durchaus schwer gestaltet, wirklich guten Metal aus der Masse hervorzuheben. Glücklicherweise gibt es noch die oft zitierten Ausnahmen, die sich fernab von kollektiv betriebenem Schubladendenken bewegen.

Musik, in der es nicht darum geht, die Halbwertszeit der Instrumente zu testen. Musik, die nicht auf das eine Merkmal der Geschwindigkeit getrimmt ist. Texte, deren Charakter nicht sofort für jeden zu erschließen ist, die aber über einen Tiefgang verfügen, der zur mehrstündigen Auseinandersetzung anregt.

Das sind GOJIRA im Jahre 2008. Oder anders gesagt: Das ist „The Way Of All Flesh“, wobei der Albumtitel Programm ist. Einen besseren Titel hätten die Franzosen gar nicht finden können, um ihren musikalischen Ausdruck zu umschreiben bzw. ihm ein Gesicht oder einfach nur einen Namen zu geben. Der beschriebene Weg zeigt sich dabei in höchstem Maße abwechslungsreich. Entgegen der eingangs beschriebenen Moderne zum einen getragen und melodiös, wobei Melodie hier nicht als etwas direkt Greifbares zu verstehen ist, sondern viel mehr wie eine Frucht, die man zuerst aus ihrer Schale befreien muss, um deren wahren Geschmack kosten zu können. Zum anderen mit einer Aggressivität, die so perfekt in ein atmosphärisches Klanggewand gehüllt wurde, dass es schon ein paar Hördurchläufe braucht, sie zu erfassen, sie überhaupt zu erkennen. Allerdings sind auch das nur Facetten, die man so nicht alleine stehen lassen kann, will man dem Phänomen GOJIRA gerecht werden. Es ist der einzigartige Stil, diese in einen Zusammenhang zu bringen. Mit einem musikalischen Begriff als Breaks betituliert müsste man sie im Kontext schon fast eher als Verbindungen ansehen. Verbindungen, die keinen Anfang und kein Ende haben. Flüssige, aus dem Liedkontext nicht wegzudenkende Verbindungen. Mal offensichtlich, mal zeigen sie sich sehr progressiv. Alleine die Tatsache, dass es auch hier wieder zwei Komponenten gibt, zeigt, wie professionell und vor allem mit welcher Energie GOJIRA zu Werke gehen. Man kann förmlich spüren, wie sie sich durch die Schallwellen manifestiert und dem Hörer ein einzigartiges Hörerlebnis ermöglicht. Es scheint, als hätten die Brüder Duplantier eine unerschöpfliche Energiequelle gefunden, für deren Entdeckung wir ihnen einfach nur dankbar sein können. Dankbar auch dafür, dass es noch Bands gibt, die es sich lohnt zu entdecken, sich mit ihnen zu beschäftigen.

Natürlich wird damit noch lange kein Konsens zwischen Liebhabern und Kritikern geschlossen. Wobei man sich durchaus mit der Frage auseinander setzen könnte, ob dies gewollt und überhaupt wünschenswert ist. Die eine Seite – und vielleicht auch große Teile der anderen – wird „The Way Of All Flesh“ an dessen Ende so honorieren, wie man es als Mensch mit all den einzigartigen Besonderheiten macht und auch schon immer getan hat. Dieses Album hat das Zeug zum absoluten Klassiker!

15.10.2008
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