Gorath - Misotheism

Review

Manchmal könnte man echt verrückt werden, denn auch beim neuen GORATH Album „Misotheism“ liegen mir wieder keine Texte vor. Blöderweise scheinen diese eine entscheidende Rolle zu spielen, so ist in der Info zumindest von einem Konzept die Rede. So muss ich mich leider nur auf die Musik konzentrieren, was bei GORATH ohnehin gefordert ist- also Konzentration.

Auch „Misotheism“ ist bei weitem komplexer geworden als üblicher Black-Metal – soweit keine Überraschung. Auch verwundert es mich kaum, dass GORATH wieder anders klingen als zuvor, doch der Haupteinfluss bleibt bestehen. Die Belgier haben immer noch eine gehörige Portion SATYRICON verinnerlicht, inzwischen sogar schon aus „Now, Diabolical“ Zeiten. Allerdings sind GORATH weit davon entfernt, nur nach den norwegischen Vorbildern zu klingen. Viel zu viele andere Elemente tummeln sich in der bunten Klangwelt der Mannen. Zwischen rohem Black Metal finden sich immer wieder melodische Parts, teilweise auch Gefrickel und selbst der Gesang bedient sich nicht dem üblichen, störrischen Gekeife. Klare Vocals wie in „Apophasis“ wissen an den richtigen Stellen platziert durchaus ihre Wirkung, nämlich hymnenhaft zu klingen, zu entfalten.

Auf „Misotheism“ treffen Gegensätze aufeinander. Anders kann ich es nicht formulieren, die rohe nordische Ader bleibt dennoch im Vordergrund. Doch durch Breaks, Tempo-Wechsel und andere Elemente baut man neben einer großartigen Komplexität und Intensität leider auch eine gewisse Sperrigkeit auf, die mir ein ums andere Mal den Hörgenuss erschwert. So unterschiedlich wie die Parts teilweise sind, könnte man denken, es wären hier verschiedene Musiker am Werkeln. „Misotheism“ hat was von einem riesigen Überraschungsei mit mehr als einem Spielzeug drin. Außen feiner, roher Black Metal der an sich noch nichts besonderes darstellt, innen dann eine Fülle von Dingen, die man erstmal richtig zusammenbasteln muss um wirklich Vergnügen damit zu haben. GORATH ist das größtenteils gelungen, nur in manchen Momenten, wie bereits erwähnt, kommt mir die Sperrigkeit in den Weg. Aber allein für das Stück „Abraxas“, welches extrem vielseitig ist und erst am Ende in Black Metal ausbricht, lohnt sich der Kauf des Albums.

„Misotheism“ bietet Spiel, Spaß und Spannung für ähm, achja, also für jeden Musikliebhaber der komplexe Musik zu schätzen weiß. Neben der Vielfalt an Stilelementen bietet auch die Atmosphäre eine Menge, Kälte ist auf diesem Werk eng verstrickt mit Wärme, kraftvolle Parts harmonieren mit melancholischen. Es ist einfach spannend, zu lauschen und sich fallen zu lassen. Nichts für jeden Tag, aber kaufenswert auf alle Fälle.

27.08.2008

Chefredakteur

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