Grand Magus - Iron Will

Review

Doom-Metal. Aus Schweden. Wobei direkt angemerkt werden muss: Es gibt eine Blaupause für diese Platte. Eine Blaupause, die schon häufig herhalten musste, ganz tief unten aus der Mottenkiste. Diese ist bereits 1986 erschienen, hieß „Born Too Late“ und stammt von SAINT VITUS. Außer diesem Protoexemplar Doom hat die Gruppe um Scott Weinrich noch sechs weitere Musterexemplare veröffentlicht, nicht mehr ganz so brillante Platten, doch ebenfalls wegweisend. Wer „Born Too Late“ noch nicht sein Eigen nennt, sollte unbedingt zuschlagen.

Ob man bei „Iron Will“ von GRAND MAGUS zuschlagen sollte, kann ich nicht so recht oder nur schwer sagen. Ohne Zweifel sind „Like The Oar Strikes The Water“ und das erstaunlich schwungvoll-ehrliche „The Shadow Knows“ sehr gute, sehr starke Stücke, an denen höchstens stört, dass man sie so ähnlich eben schon mal gehört hat, wenn nicht bei SAINT VITUS, dann bei TROUBLE oder GOATSNAKE. Zugegeben, Ähnlichkeiten lassen sich immer ausmachen, auch nichts gegen das gute Gestern; vertraute Klänge in vertrauten Zusammenhängen. Nein, dagegen wäre gar nichts zu sagen, aber diese Platte steckt tief in der Sackgasse. Neun Tracks lang schleppender, tja, Metal, in dem Sinne Doom, dass man ihm keinerlei Anbiederung unterstellen kann, ohne Tellerrand-Viewing. Wenn sie doch nicht ins himmelschreiend Selbstgefällige abdrifteten, beim Plattitüden-Limbo in Zeitlupe groß abräumten und dazu Texte – Pathos aus dem Zauberwald! – sängen, die selbst Ronny James Dio niemand abkaufen würde, gäbe es schon weniger Einwände von meiner Seite.

Während den bärtigen Schweden mit „Monument“ noch eine ganz anständige Aktualisierung des leicht vergilbten Doom-Manifests gelungen ist, ist ihnen mit „Iron Will“ ein großer Fehler unterlaufen. Oder Übermut hat sie überfallen. In jedem Fall hat da ein schmerzhafter Fauxpas seinen Weg auf einen Datenträger gefunden. Für ein Album braucht man Argumente, nämlich gute Songs. Davon gibt es nämlich, abgesehen von den oben genannten, keine. Auch auf die Gefahr hin, es mir mit dieser Rezension bei einigen mächtig zu verscherzen: Das hier ist langweilig, bekümmert, uninspiriert, und es beschleicht einen das Gefühl, dass GRAND MAGUS es nicht mehr draufhaben. Sehr schade. So mäandriert das Album im Konzept-Nirwana, präsentiert einiges, was mehr nach Outtake oder Fragment klingt. Dann doch lieber freiwillig „Born Too Late“ in der Dauerschleife und von früheren Zeiten zehren.

Nach Diktat untergetaucht.

06.06.2008
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