Grantig - So Muss Es Sein

Review

Der Ausgangspunkt von GRANTIG macht einen pessimistischen Eindruck, denn wie viel gute Bands gibt es schon, die primitiven Rock mit düsterer deutschen Note machen, dafür allerdings effektiv nur einen Gitarristen zur Verfügung haben? Selbst erfahrene Truppen wie MACBETH sind auf Albumlänge schon unangenehm aufgefallen, da Powerchords nunmal eine eher kurze Halbwertzeit haben und ohne zweite Leadgitarre oder einen sehr melodischen Gesang in diesem Genre eben kaum Klangwelten erschaffen werden können. Sollte man meinen.

Denn was andere Rockhelden wie AXEL RUDI PELL in ihren besseren Nummern absolut meisterlich beherrschen, nämlich trotz des Handicaps nur eine Klampfenspur zu haben durch geschicktes Wechseln der Skalen und Tonarten richtig dichte Stimmungen in Riffs zu packen, haben GRANTIG auf ihrem Debütalbum (!) erschreckend gut drauf. Zwar gibt es auch einen etwas tristen Mittelteil, der sich „nur“ im Überdurchschnitt befindet, aber ansonsten machen die Riffs nicht nur Druck, sondern bauen auch auf richtig innovative Weise Atmosphäre auf. Dass Sänger Jonathan Schmid mit norddeutschem Akzent unmittelbar nah zum Hörer gemischt wurde, passt da nur um so besser, denn die Texte sind ne rundum gelungene Sache ohne auch nur eine Sekunde lang pathetisch zu wirken. Stattdessen gibts jede Menge Lustlosigkeit, Zynismus, oder in den thematisch verbundenen Abschlusssongs „Totentanz“ und „Immer wieder“ auch gnadenlose Selbstkritik.

Wer also glaubt, im midtempoorientierten Rock bisher nur Stuss gehört zu haben, sollte „So Muss Es Sein“ auf jeden Fall antesten. Gerade mich als Gitarristen begeistert das Feingefühl an den Bluesskalen vollkommen, und in Zukunft werde ich nie diese CD vergessen, wenn ich mal wieder zum Lachen in den Keller geh. An der Hitdichte hätte man zwar noch ein wenig feilen können, und auch die eine oder andere akustische Nummer mehr hätte wohl für etwas Abwechslung gesorgt, aber im Großen und Ganzen bin ich ziemlich begeistert.

26.01.2008
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