Grantig - Medizin

Review

Obwohl man mitunter gar nicht mutmaßen möchte, was sich innerhalb eines Jahres alles verändern kann, ist eine solche Zeitspanne für die Komposition, Produktion und Vermarktung eines neuen Albums meist mit ziemlich unterdurchschnittlicher Qualität verbunden. Und wenn der Vierer von GRANTIG, der sich entgegen meines Glaubens aus dem letzten Review nicht in Nordeutschland sondern in München beheimatet fühlt, dann noch ein knapp dreiviertelstündiges Album mit ONKELZ-artigen Titeln wie „Warum geht es mir so dreckig“, „Wie fühlt sich das an“ oder „Guten Appetit“ ausstattet, sind die Erwartungen eh schon auf Null. Glücklicherweise braucht die Band auf ihrer neuen Platte aber nicht mehr als zehn Sekunden, um den Hörer vom Tiefpunkt in ungebändigte Euphorie zu berauschen.

Womit wir auch schon beim Opener und Titeltrack angekommen wären. Die Penetration des neuen Album kann nämlich überhaupt erst dann in Worte gefasst werden, nachdem man jene vier Minuten völligen Durchgemoshens überstanden hat. Klar war schon der Vorgänger mit Anleihen an PANTERA und SCHWEISSER nicht unbedingt von der ruhigen Sorte gewesen, aber auf „Medizin“ nähert man sich nicht nur in vielen Kritikpunkten der Perfektion, sondern kann auch einen eigenen innovativen Stil rausarbeiten. Es geht nicht einfach mehr nur darum, drei- bis vierminütige Nummern mit allerlei Riffs und Licks nach Schema F auszustaffieren, sondern vielmehr, sämtliche Gitarrenschreddereien und Melodien eines Songs destruktiv gegeneinander laufen zu lassen. Was hier geboten wird, ist ganz große Harmonielehre: Gesucht wurde nicht mehr die Tonart, die sich perfekt ins Bild einfügt, sondern atonale Spielereien und Ausnahmen, die in Kombination mit dem bitterbösen Gesang und der brachialen Schlagzeugprügelei den Hörer sowohl überfordern als auch berauschen.
Es gibt zwar einen minimalen Abzug, weil es dann doch einige Songs gibt, die sich auf nur überdurchschnittlichem Niveau befinden, aber im Großen und Ganzen ist aus „Medizin“ mit dieser Taktik ein wahnsinniges Gesamtkunstwerk geworden. Obwohl jede Nummer nur aus entgegengesetzten Riffs zu bestehen scheint, klingt alles wie aus einem Guss, ohne in sinnlose Breakorgien wie damals bei MUDVAYNE abzudriften. Die makellose Produktion und Instrumentbeherrschung tun ihr Übrigstes dazu, um mit dem zweiten Album der Münchner eine 40minütige Moshorgie zu garantieren.

Dementsprechend auch die unbedingt Kaufempfehlung an alle Freunde des gepflegt dreckigen Schwermetalls. Waren GRANTIG bei „So Muss Es Sein“ noch eine angenehme Überraschung, sind sie ein Jahr später zu Hoffnungsträgern des Genres geworden. Diese Band sollte sich niemand live oder auf Albumlänge entgehen lassen!

24.04.2009

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1 Kommentar zu Grantig - Medizin

  1. doktor von pain sagt:

    Finde ich genau so langweilig wie den Vorgänger.

    4/10