Graveyard - Hisingen Blues

Review

Schon der Opener „Ain‘t Fit To Live Here“ macht deutlich, dass auf diesem „Friedhof“ keineswegs Tote begraben liegen, als vielmehr Exhumierungskünstler am Werk sind. Viel deutlicher an LED ZEPPELIN als dieses Quartett aus Göteborg auf seinem brandaktuellen Album lag nämlich schon lange keine Band mehr, auch wenn mitunter jede Menge Stoner Rock, aber auch eine amtliche Portion Punkrock mitschwingt.

Da momentan ohnehin nahezu ständig neue Formationen zu entdecken sind, die sich dem Stil der „Antike“ der Rockmusik hingeben, ist es zwar nicht wirklich überraschend, dass man sich im Lager dieser erst seit knapp fünf Jahren existierenden Schweden nun verstärkt an der britischen Legende orientiert, aber man muss den Burschen auch attestieren, dass sich kaum jemand dermaßen authentisch und dennoch mit einer überaus eigenständigen Note dem Lebenswerk der Herren Plant, Page und Co. nähert.

Zeppelin-Jünger werden mit „Hisingen Blues“ also bestens bedient, doch darüber hinaus versteht es die Truppe rund um die beiden ehemaligen NORRSKEN (einer in der Heimat durchaus respektieren Classic-Rock-Formation, die es Mitte der 90er Jahre auf einige Demos gebracht hat)-Musiker Joakim Nilsson und Rikard Edlund durchaus auch ein klein wenig „zeitgemäßere“ Töne anzuschlagen, auch wenn die Burschen erkennen lassen, dass sie vorwiegend von den späten 70er Jahren (wie in „Uncomfortably Numb“, das mit Versatzstücken aus den frühen Tagen des Southern Rock daher gebrettert kommt, oder „Ungrateful Are The Dead“, das nach ganz frühen Heavy Rock-Bands wie BLUE CHEER klingt) inspiriert worden sind.

Zudem bleibt deutlich herauszuhören, welche Ära und Formationen maßgeblich beeinflussend gewesen sind müssen, denn GRAVEYARD wissen ihren ungemein gefühlvollen, mitunter ein wenig psychedelisch anmutenden Rock zumeist im Stile vom Größen der späten 60er / frühen 70er Jahre zu arrangieren, umzusetzen und erklingen zu lassen. Als Paradebeispiel dafür muss man „No Good, Mr. Holden“ erwähnen, in dem man geradezu den Esprit der Industriemetropole Birmingham in jener Epoche riecht.

Die in den letzten Jahren erworbene Live-Routine (GRAVEYARD waren unter anderem auf Tourneen zusammen mit CLUTCH oder WITCHCRAFT, zu denen übrigens ein „Verwandtschaftsverhältnis“ besteht, schließlich ist deren Mastermind Magnus Pelander auch zuvor bei NORRSKEN aktiv gewesen) konnte gut im Songwriting untergebracht werden, weshalb man uns auch ein in Summe sehr abwechslungsreiches und zugängliches Werk kredenzen kann.

GRAVEYARD klingen zwar schwer nach „Zeitmaschine“, doch das tun sie mit jeder Menge Spielwitz und obendrein ungemein authentisch. Es gelingt den Burschen ganz famos, den Zuhörer auf einen wunderbaren Trip in die Frühzeit der Rockmusik mitzunehmen, ohne dabei zu eindimensional auf „Retro“ zu machen, wie in einigen gen SOUNDGARDEN / AUDIOSLAVE gebürsteten Passagen nachzuvollziehen ist.

Ein feines Teil also, an dem sich sowohl die ältere Generation, wie auch Jungspunde, die eine entsprechende „Früherziehung“ genießen durften, erfreuen können werden.

14.03.2011
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