Hamferð - Támsins likam

Review

HAMFERÐ von den Färöer-Inseln haben eine lange Reise hinter sich, die vor gut sieben Jahren mit der EP „Vilst er síðsta fet“ begann. Es folgten erster Live-Ruhm auf den Bühnen Europas und ein Album namens „Evst“, welches das Interesse von Metal Blade Records weckte. Dort erscheint dieser Tage nun das Album „Támsins likam“, das als Abschluss einer Trilogie verstanden werden darf. „Es handelt sich um den dritten und letzten Teil einer Saga, die chronologisch umgekehrt erzählt wird und sich um Verlust dreht“, so Sänger Jón Aldará.

Das Ende einer Trilogie

Lyrischer Hintergrund ist dabei der Sagenschatz der Färinger, der sich, bedingt durch deren Lebenswelt, oft mit der Seefahrt und eben auch deren Schattenseiten beschäftigt. Daher haben HAMFERÐ auch ihren Bandnamen, denn er ist das Wort für die Erscheinung eines auf See verstorbenen. In den Texten der Band geht es aber eben nicht (nur) um tatsächliche Geisterscheinungen, sondern vor allem darum, welche Emotionen der oben angesprochene Verlust in den Hinterbliebenen auslöst, wenn die See einen Freund oder Verwandten raubt. Auf „Támsins likam“, was übrigens so viel wie „Nebelgestalt“ bedeutet, geht es um Angst, Misstrauen, Realitätsflucht, Verzweiflung und immerhin auch ein ganz kleines bisschen Erlösung.

HAMFERÐ – auch live beeindruckend!

Die Musik ist entsprechend düster und schwer, aber streckenweise auch ruhig und gefühlsbetont. Vergleiche mit MY DYING BRIDE und SWALLOW THE SUN sind hier durchaus angebracht, HAMFERÐ besitzen aber natürlich auch eigene Merkmale, wie zum Beispiel den klagenden Klargesang und die kitschfreien Keyboard-Melodien. Die gelungene Produktion hilft dabei, jeden dunklen Ton spürbar werden zu lassen und die Stimmung angenehm herunterzuziehen.

HAMFERÐ – düster und gefühlsbetont…

Ein Problem hat „Támsins likam“ allerdings: die melancholischen Riffs treiben manchmal etwas zu träge über die Wellen, was die Songs letztlich austauschbarer wirken lässt, als sie eigentlich sind. Auch der Songaufbau gerät dadurch stellenweise ins Stocken, wodurch manch dramatischer Moment beinahe verpufft. Insgesamt überwiegen aber jene Stellen, an denen das sorgfältige Arrangement der Songs ganz zur Geltung kommt und bittersüße Emotionen hervorruft. Wer zusätzlich die Sprache der Färinger beherrscht und vollends aus der düsteren Sage schöpfen kann, hat wahrscheinlich schon ein erstes persönliches Highlight in diesem jungen Jahr gefunden.

08.01.2018
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